Erste Andeutungen
Die erste Andeutung von einem kommenden Erlöser finden wir schon im Bericht über den Sündenfall, wo Gott zur Schlange sagte:
1Mo 3,15: Ich stelle Feindschaft zwischen dich und die Frau, / deinem Nachwuchs und ihrem. / Er wird dir den Kopf zertreten, / und du wirst ihm die Ferse zerbeißen."
Mehr als 2000 Jahre später sagte Jakob in seinem Segen über seine Söhne:
1Mo 49,10: Nie weicht das Zepter von Juda, / der Herrscherstab von seinem Schoß, / bis der kommt, dem er gehört. / Und ihm werden die Völker gehorchen.
Damit kündigte er einen König an, der aus dem Stamm Juda kommen, aber seine Wirkungsmacht weit darüber hinaus entfalten würde.
Weitere Vertiefungen
Das erste Samuel-Buch beginnt mit der Geschichte einer Frau, die sehr unter ihrer Kinderlosigkeit litt. Nachdem sie am Heiligtum Israels ihre Not dem unsichtbaren Gott geklagt hatte, kehrte sie getröstet nach Hause zurück. Gott erhörte ihr Gebet und sie bekam einen Sohn. Als sie ihn drei Jahre später in Schilo bei der Familie des Hohen Priesters Eli zurückließ – denn sie hatte ihn Gott versprochen – formulierte sie ein prophetisches Loblied zur Ehre Gottes. Sie sagte unter anderem
1Sam 2,8.10: Die Fundamente der Welt gehören Jahwe, / auf sie hat er den Erdkreis gegründet / … / Über die ganze Erde hält Jahwe Gericht. / Seinem König verleiht er Macht, / er stärkt und erhöht seinen Gesalbten.
700 Jahre nach Jakob war immer noch kein König in Sicht. Das Zwölfstämme-Volk Israel wurde abwechselnd von Richtern regiert. Der letzte von ihnen würde Samuel sein, der Sohn, den seine Mutter Hanna gerade bei Eli abgeliefert hatte. In Hannas Gebet wird nun zum ersten Mal in der Bibel der kommende König als der Gesalbte (Hebräisch: Messias) bezeichnet.
Ein paar Jahre später, als Samuel noch ein Junge war, kam ein Gottesmann zu dem Hohen Priester Eli und prophezeite ihm Schreckliches. Seine beiden Söhne würden an einem Tag sterben und:
1Sam 2,35: Dann werde ich einen Priester berufen, der mir treu bleibt, der mir dient und tut, was mir gefällt. Ihm werde ich eine beständige Nachkommenschaft schenken, und er wird immer bei meinem Gesalbten sein.
Für Eli bedeuteten diese Worte das Ende seines hohenpriesterlichen Geschlechts. Er stammte zwar von Aaron, dem ersten Hohen Priester ab, aber von der Linie Itamars, des vierten und jüngsten Sohnes Aarons. Die offizielle hohenpriesterliche Linie sollte aber über den jeweils ältesten Sohn laufen. Das war in diesem Fall Eleasar, der dritte Sohn Aarons. (Die beiden ältesten Söhne Aarons waren in einem Gottesgericht umgekommen.) Nun würde das Amt des Hohen Priesters wieder auf die Linie Eleasars übergehen. Der bekannteste von ihnen würde Zadok sein, der zu Davids und Salomos Zeiten als Hoher Priester amtierte.
Eli wurde gesagt, dass dieser von Gott berufene Hohe Priester eine beständige Nachkommenschaft haben und immer bei seinem Gesalbten, also dem König, sein würde. Von dieser Zeit an wird in der Bibel mit dem Gesalbten, also dem Messias, nur noch der König gemeint. Selbst Saul, der erste König Israels, den Gott später verwerfen musste, wurde als der Gesalbte Jahwes bezeichnet. Das war der Grund, weshalb David sich in seiner Fluchtzeit trotz bester Gelegenheiten nie an Saul vergriff.
Aber schon zu dieser frühen Zeit (um 1110 v.Chr.) wird etwas angedeutet, das über David und den jeweiligen Hohen Priester weit hinausgeht und auf die beständige Gemeinschaft der beiden Gesalbten hinweist.
Der Prophet Daniel schließlich spricht fünfeinhalb Jahrhunderte später von einem Gesalbten, der die Todesstrafe erleiden und dass in diesem Zusammenhang die Stadt Jerusalem und das Heiligtum zerstört werden würde.
Dan 9,25-26: Du musst Folgendes wissen und verstehen: Vom Erlass des Befehls zum Wiederaufbau Jerusalems bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, vergehen sieben Jahrwochen. 62 Jahrwochen lang wird es dann als wiederaufgebaute und befestigte Stadt bestehen bleiben, auch wenn es schwere Zeiten erleben muss. Aber nach den 62 Jahrwochen wird ein Gesalbter die Todesstrafe erleiden und keine Hilfe finden. Dann wird das Volk eines kommenden Fürsten die Stadt und das Heiligtum zerstören.
Für uns ist das Gesagte ein sehr deutlicher Hinweis auf den Kreuzestod unseres Herrn Jesus Christus und die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. Aber bei den Juden hat der Hinweis auf einen Gesalbten, der die Todesstrafe erleiden muss, offenbar kaum Beachtung gefunden.
Wenige Jahrzehnte nach Daniel kündigte der Prophet Sacharja einen Mann an, der „Spross“ heißen und den Tempel Jahwes bauen würde. Er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen und zugleich wird auch ein Priester auf dem Königsthron sein (Sach 6,12-13). So wurden die Hinweise auf den Einen, der das alles erfüllen würde, immer deutlicher. Jedenfalls die, die nach Christus lebten, sollten das erkennen können. Die jüdischen Erwartungen aber waren anders.
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