In der christlichen Kirche und Gemeinde sollten Brüder und Schwestern eine lebendige, geistliche Einheit bilden. Auch konträre Probleme sind dann lösbar wenn kein Querkopf Zwiespalt sät. Aber wehe, wenn dem nicht so ist! Dann wird das siebte Verbrechen zum Gräuel:

„Wer Hader zwischen den Brüdern anrichtet.“* Das ist für Gott unerträglich und abstoßend. Die Gemeinschaft der Brüder, der Zusammenhalt der Gleichgesinnten und Gläubigen: Darauf ist jede Gemeinschaft und Gesellschaft angewiesen …

Gerade die ideologisch/politische Variante des Bruderhasses in der Ketzerverfolgung erwies sich als besonders fanatisch, rücksichtslos und brutal. In aller Welt und in langer Geschichte waren und sind die Glaubenskriege die schrecklichsten und die Verbrechen in den Bruderkriegen die grauenhaftesten: Man denke an die durch Kreuzritter und Inquisition verübten Gräuel, an die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, die Auswüchse des Bolschewismus und des Faschismus, die Mordstätten des deutschen Nationalismus Die Enthauptungsserien islamischer Fanatiker. Die blutige Spur des Bruderkrieges, die Vernichtung des ideologischen Gegners, die Tötung des Andersgläubigen sowie die weltweiten terroristischen Anschläge und Entführungen reichen in unsere Gegenwart und in unser Land hinein und verdienen tiefste Ablehnung.

Aus: Gerhard Naujokat (1932-2017): Kann Gott hart und deutlich reden? Sprüche 6,16-19 ein Bibeltext über den wohl noch nie gepredigt worden ist.

Zitiert nach „Theologische Handreichung und Information für Lehre und Praxis der lutherischen Kirche“
November 2021 Nr. 4.

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