Wiebe, Simon. Das Bibellesebuch zu PREDIGER. Reihe: wortweise. Holzgerlingen: R. Brockhaus in SCM 2025 112 S. Paperback: 18,00 €. ISBN: 978-3-417-02056-4
Die Buchreihe (inzwischen sind drei Bände erhältlich: 1. Mose, Prediger und Galater/Philipper) will Menschen zum Bibellesen ermutigen. Zuerst soll man den angegebenen Bibeltext lesen, anschließend den Gedankenimpuls im Buch mit einer Frage an den Leser und einige Bemerkungen zum Kontext. Am Anfang des Lesebuches steht die Verfasserfrage und zwischendurch gibt es Sonderseiten, die zu dem jeweiligen Bibeltext passen. Das Buch zum Buch Kohelet (Prediger) ist modern und ansprechend gestaltet. Ab Kohelet Kapitel 4 (Grün vor Neid) liest man den Impuls mit Gewinn.
Die Theologie von Simon Wiebe, dem Autor dieses Bibellesebuches, ist allerdings fragwürdig. Er gibt zwar zu, dass Kapitel 1,1.12 auf König Salomo als Verfasser verstanden werden kann, konstruiert stattdessen aber gleich zwei erfundene Verfasser, einen Rahmenerzähler und einen Weisheitslehrer. Letzterer würde aus der Sicht Salomos schildern, wie dieser gedacht haben könnte, später schlüpfte der Lehrer noch in andere Rollen.
Aber Pred 1,16 und 2,4-10 können sich nur auf Salomo beziehen! Jeder andere hätte sich hier etwas angemaßt. Auch kein anderer König in Israel käme dafür in Frage.
Wiebe jedoch meint „mit der überwiegenden Mehrheit der Auslegerinnen und Ausleger“, dass der Lehrer in der Gestalt Salomos sprechen würde. Dieser Autor sei dann auch fähig gewesen, die Ideen anderer Weltanschauungen zu würdigen und die Grundsätze der eigenen Glaubenstradition zu kritisieren. Das wird dann vor allem in den „Kontexten“ deutlich, die auf den oft guten „Impuls“ folgen. Manche der eingefügten Grafiken bleiben auch etwas fragwürdig, wenn man die angegebenen Bibelstellen nachprüft. Manche Widersprüche erscheinen dann konstruiert.
Selbstverständlich ist nicht alles schlecht, und manchmal kann man sich trotzdem angesprochen fühlen. Das Buch Prediger wird als Teil der Bibel anerkannt, aber nicht als Gottes Wort. Man soll die Bibel kritischer lesen. Das ist typisch für eine Haltung, die man heute postevangelikal nennt. Gefallen würde dieses Buch solchen jungen Leuten, die von der Internetpräsenz „Worthaus“ angezogen sind und sich trotzdem fromm fühlen wollen. Das wird aber mit einem menschengemachten Buch, das überhaupt nicht mit dem biblischen Salomo verbunden ist, nur schwer gelingen.

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