- Zunächst schauen wir den biblischen Zusammenhang des einzigen Bibelverses an, bei dem Gott in seinem Strafbefehl ausdrücklich Kinder und Säuglinge benennt.[1]
- Dann werde ich die Logik der oben stehenden Behauptung vom Prinzip her prüfen.
- Es bleibt aber noch die Frage, ob Gott in der Bibel nicht auch Völkermord befohlen hat.
- Schließlich möchte ich zeigen, wie die Heilsgeschichte Gottes nach der Begrenzung des irdischen Lebens weiterging, was auch zu einer Lösung der Kinderfrage führt.
1. Der biblische Zusammenhang
Es war zur Zeit der Königs Saul im 11. Jahrhundert v.Chr., als Gott den Propheten Samuel mit folgendem Auftrag zum König schickte:
1.Sam 15:2-3 So spricht Jahwe, der Allmächtige: 'Ich habe bedacht, was die Amalekiter Israel angetan haben, wie sie sich dem Volk in den Weg stellten, als es aus Ägypten heraufzog. Nun zieh gegen sie in den Kampf, schlage sie und vollstrecke den Bann an ihnen. Schone keinen, sondern töte Mann und Frau, Kind und Säugling, Rind und Schaf, Kamel und Esel!'“ (Schiftzitate nach NeÜ bibel.heute)
Mehr als 300 Jahre früher hatten die Amalekiter, ein Nomadenvolk aus dem Negev, das Volk Israel grausam angegriffen. Israel war auf seiner langen Wüstenwanderung erschöpft und müde gewesen, da hatten die Amalekiter hinter dem Volk her alle Schwachen erschlagen. Durch Gottes Hilfe und anhaltendes Gebet (2Mo 17,8-13) konnte Israel das Heer der Amalekiter schlagen.
2.Mo 17:14 Danach sagte Jahwe zu Mose: „Schreib es in ein Buch, damit es nicht in Vergessenheit gerät, und präge es Josua ein: 'Ich werde das Andenken an Amalek in der ganzen Welt vollständig auslöschen.'“
Gott hatte also Jahrhunderte mit dem Vollzug dieses befohlenen Gerichts gewartet. Als Israel vor Kanaan stand, durfte es die Amalekiter nicht angreifen (4Mo 14,25.43.45). 38 Jahre später hatten sie Kanaan erobert und sich niedergelassen. Aber auch da überfielen die Amalekiter mit ihren Verbündeten immer wieder das Land. Das war in der Richterzeit (Ri 3,13; 6,3-6.33; 7,12) und geschah auch wegen Israels Untreue Gott gegenüber. Gott hatte die Amalekiter mit den Ammonitern und Moabitern benützt, um Israel zu züchtigen. Aber nun sollte Israels erster König Saul den göttlichen Bann an den Amalekitern vollstrecken. Dieses Volk musste mit allen Menschen und Tieren vollständig ausgelöscht werden.
[1] Eine ähnliche Formulierung kommt nur noch im Psalm 137 vor. Das ist ein Klagelied der Israeliten, die gewaltsam aus ihrer Heimat ins babylonische Exil vertrieben wurden und Jahwe darin bitten, die erlittenen Untaten an ihren Feinden zu rächen.
Der Titelsatz reißt Kinder aus dem biblisch-geschichtlichen Zusammenhang und unterstellt damit, dass Gott nur die Kindertötung befohlen hätte. Damit sollen Gefühle aktiviert werden, die solch einen Gott möglichst undenkbar machen. Trotzdem scheint die Vorstellung, dass Gott das Töten von Kindern befehlen könnte mit allem zu kollidieren, was wir über Liebe, Gerechtigkeit und Menschlichkeit wissen. Deshalb müssen wir weiter überlegen.
„Einen Gott, der befiehlt Kinder zu töten, gibt es nicht!“
- Mit Gott ist per Definition eine übernatürliche Persönlichkeit gemeint.
- Man kann grundsätzlich nicht beweisen, dass ein Gott nicht existiert.
- Dass es keinen Gott gibt, der befiehlt Kinder zu töten, ist nicht nur unlogisch, sondern auch inhaltlich falsch. Die Geschichte außer- und innerbiblischer Religionen zeigt das Gegenteil.
- Per Definition steht Gott immer über den Menschen, vor allem, wenn man voraussetzt, dass er der Schöpfer des Universums und alles Lebens ist und damit auch die ethischen Maßstäbe für moralisches Verhalten festlegt.
- Das Geschöpf steht niemals über dem Schöpfer. Deshalb können Menschen nicht bestimmen, was Gott tun oder lassen muss, um damit seine Existenz zu beweisen.
Der moderne Begriff Völkermord ist allerdings geprägt von systematischer, rassistisch motivierter Auslöschung. Die biblischen Texte beschreiben keine solche Ideologie, sondern einzelne Vorgänge, die mit biblischer Heilsgeschichte zusammenhängen. Das Gerichtshandeln Gottes war niemals Willkür, sondern die betroffenen Völker hatten sich schwer schuldig gemacht oder waren sehr gewalttätig, praktizierten grausame Rituale, auch Kinderopfer. Bemerkenswert ist, dass Gott seine Gerichte oft lange aufgeschoben hatte, um den Menschen Gelegenheit zur Umkehr zu geben wie bei den Amalekitern (siehe oben). Schon Abraham, dem Stammvater Israels, hatte Gott in Bezug auf die Amoriter gesagt:
1.Mo 15:13.16 Da sagte Jahwe zu ihm: „Du sollst jetzt erfahren, dass deine Nachkommen Fremde in einem Land sein werden, das ihnen nicht gehört. Man wird sie versklaven und unterdrücken. Das alles dauert insgesamt vierhundert Jahre. … Erst die vierte Generation wird hierher zurückkehren, denn die Schuld der Amoriter hat noch nicht ihr volles Maß erreicht.“
Kurz vor der Eroberung des Landes Kanaan beschwor Mose, der Führer Israels, das Volk:
5.Mo 12:29-31 Wenn Jahwe, dein Gott, die Völker vernichtet, in deren Gebiet du kommst, um sie zu vertreiben, und du ihren Besitz übernimmst, wenn du dich in ihrem Land niederlässt, dann hüte dich und lass dich ja nicht verführen, es ihnen nachzumachen, nachdem sie beseitigt sind; … Jahwe, deinem Gott, sollst du so etwas nicht antun. Denn alles, was Jahwe verabscheut und hasst, haben diese Völker für ihre Götter getan. Sogar ihre Söhne und Töchter haben sie für ihre Götter verbrannt.
In den Kriegsgesetzen Israels, die übrigens viel humaner waren als die er umliegenden Völker, hatte Mose noch einmal in Bezug auf die Städte der Völker Kanaans befohlen:
5.Mo 20:16-18 In diesen Städten, die Jahwe, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, sollst du nichts und niemand am Leben lassen. An allen Völkern im Land musst du unbedingt den Bann vollstrecken, wie Jahwe, dein Gott, es dir befohlen hat: an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern. Sonst werden sie euch dazu verführen, gegen Jahwe, euren Gott, zu sündigen und die Abscheulichkeiten nachzuahmen, die sie zu Ehren ihrer Götter begangen haben.
Immer wenn der Bann vollstreckt werden musste, durfte niemand und nichts am Leben bleiben. Doch diese Befehle sind nicht normativ für spätere Zeiten. Sie stehen in einem einzigartigen heilsgeschichtlichen Kontext – der Einnahme des verheißenen Landes unter Gottes direkter Führung. Trotzdem sind dabei auch Jugendliche und Kinder umgekommen.
Vielleicht hilft der nächste Abschnitt ein wenig zum Verständnis.
Nachdem Gott die ersten beiden Menschen erschaffen hatte, einen Mann und seine Frau, stellte er ihnen einen wunderschönen Garten mit Fruchtbäumen zur Verfügung. Sie durften mit allen Arten von Tieren darin leben. Und ihre Lebenszeit war nicht begrenzt. Nur ein Gebot hatte Gott dem Menschen gegeben:
1.Mo 2:16-17 „Von allen Bäumen im Garten darfst du nach Belieben essen, nur nicht von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, wirst du sterben müssen.“
Doch die Menschen ließen sich vom Bösen verführen, gerade dieses Gebot zu übertreten. Das führte zunächst zu ihrem Ausschluss aus dem Paradies und zur Begrenzung ihrer Lebenszeit durch den Tod.
1.Mo 3:19 Mit Schweiß wirst du dein Brot verdienen, / bis du zurückkehrst zur Erde, / von der du genommen bist. / Denn Staub bist du, / und zu Staub wirst du werden.
Adams Lebenszeit war allerdings noch ziemlich lang. Er starb erst im Alter von 930 Jahren (1Mo 5,3-5). Doch Adam und Eva mussten schon sehr viel früher erleben, dass ihr erster auf natürliche Weise geborene Sohn im Erwachsenenalter seinen später geborenen Bruder totschlug (1Mo 4). So breitete sich das Böse in der Welt aus: Menschen verkürzen gegen den Willen Gottes willkürlich und bösartig das Leben anderer Menschen. Und die Menschheit vermehrte sich gewaltig.
1.Mo 6:5 Jahwe aber sah, wie groß die Bosheit der Menschen auf der Erde war. Ihr ganzes Denken und Streben, alles, was aus ihrem Herzen kam, war immer nur böse.
Da brachte Gott die Sintflut über die ganze Erde, alle Menschen und Tiere. Nur der gerechte Noah überlebte mit seiner Familie in der Arche. Darin befand sich auch wenigstens ein Pärchen von allen tierischen Lebewesen die Atem in sich hatten. So gab es einen Neuanfang für das Leben auf Erde. Als Fazit sagte Gott:
1.Mo 8:21-22 „Nicht noch einmal werde ich nur wegen des Menschen den Erdboden verfluchen. Alles, was aus seinem Herzen kommt, ist ja böse – von seiner frühesten Jugend an. Nicht noch einmal werde ich alles Lebendige auslöschen, wie ich es tat.
Von jetzt an, / solange die Erde besteht, / soll nicht aufhören: / Saat und Ernte, / Frost und Hitze, / Sommer und Winter, / Tag und Nacht.“
Gott beendet das Leben von Menschen niemals ohne triftigen Grund vorzeitig. Aber Gott hat sowohl die Macht als auch das Recht so etwas zu tun. Er will, dass Menschen vor ihm leben und ihn ehren, bis er das Ende der Erde beschließt.
Gottes Geschichte mit den Menschen ist dennoch eine Heilsgeschichte. Die begann schon nach dem ersten Ungehorsam des Menschen, als Gott dem Bösen in der Gestalt der Schlange ankündigte, dass einer kommen würde, der dieser Schlange den Kopf zertritt (1Mo 3,15). Es setzt sich fort in dem Bund mit Noah:
1.Mo 9:9-13 „Ich schließe diesen Bund mit euch und euren Nachkommen und auch mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen anderen Tieren der Erde, die mit in der Arche waren. Und ich sichere euch zu: Nie wieder werde ich das Leben durch eine Wasserflut vernichten. Nie mehr wird eine Flut die Erde zerstören. Dieser Bund zwischen mir und euch gilt jeder kommenden Generation und jedem Lebewesen bei euch. Und als Zeichen für den Bund zwischen mir und der Erde setze ich meinen Bogen in die Wolken.
Der Regenbogen am Himmel hat nichts mit „sexueller Vielfalt“ zu tun, sondern ist ein Zeichen dafür, dass Gott das Leben von Mensch und Tier bis zum Ende der Zeit ermöglicht. Von den Nachkommen der Söhne Noahs stammen alle Völker ab, die sich nach der Flut auf der ganzen Erde ausgebreitet haben (1Mo 10,32). Letzteres taten sie aber erst, nachdem Gott die Sprachen verwirrt hatte (1Mo 11,9).
Aus einem der semitischen Völker wählte Gott dann einen Mann aus, der zum Stammvater seines Volkes Israel wurde. In dieser Zeit hatte Gott das Leben der Menschen schon auf weniger als 200 Jahre beschränkt. Abraham wurde nur noch 175 Jahre alt, sein Urenkel Josef starb mit 110 Jahren. Zur Zeit Moses hatte Gott die durchschnittliche Lebenszeit noch weiter beschränkt:
Ps 90:10 Unser Leben enthält siebzig Jahre, / vielleicht achtzig bei guter Kraft. / Und was uns bedeutsam erscheint, / ist Mühe und Last. / Denn schnell geht es vorbei, / und wir fliegen davon.
So ist es bis heute geblieben und wir haben uns damit abzufinden. Die Lebenserwartung der Weltbevölkerung liegt bis heute in diesem Bereich. Das heißt aber auch: viele Menschen sterben schon wesentlich früher durch Krankheit, Unfall, Verbrechen, Kriege und Katastrophen.
Um die biblische Geschichte besser zu verstehen, bleiben wir bei dem von Gott auserwählten Volk Israel, das unter Gottes besonderem Schutz steht. Das heißt auch: Wer Israel angreift, greift Gott an und zieht sich dessen tödlichen Zorn zu. Gott garantierte seinem Volk: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an!“ (Sach 2,12)
Die Nachkommen Abrahams kamen nach Ägypten und wuchsen dort zu einem so großen Volk auf, dass die Ägypter sie versklavten und ihre weitere Vermehrung einschränkten (2Mo 1). Dann berief Gott Mose und beauftragte ihn:
2.Mo 3:16-17 „Nun geh, ruf die Ältesten Israels zusammen und sag ihnen: 'Jahwe, der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat gesagt: „Ich habe genau auf euch achtgegeben und gesehen, was man euch in Ägypten antut, und mich entschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens herauszuführen. Ich bringe euch in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, das von Milch und Honig überfließt.“'
Weil der Pharao sich unnachsichtig weigerte, Israel ziehen zu lassen, überzog Gott ihn und dessen Volk mit 10 Plagen. Die letzte war die schlimmste, denn Gott ließ Mose ankündigen:
2.Mo 11:4-8 „So spricht Jahwe: 'Um Mitternacht werde ich durch Ägypten gehen. Dann werden alle Erstgeborenen in Ägypten sterben, vom ältesten Sohn des Pharao an, der einmal auf seinem Thron sitzen soll, bis zum Erstgeborenen der Sklavin, die an der Handmühle kniet. Selbst beim Vieh wird alle Erstgeburt sterben ... Dann werden deine Hofbeamten zu mir kommen und mich auf Knien anflehen: 'Zieht endlich weg, du und das ganze Volk, das dir folgt!' Und dann werden wir das Land verlassen!“
Ja, Gott tötete alle Erstgeborenen der Ägypter, egal wie alt sie waren. Er nahm ihnen das Leben Und auch dann noch, als die Ägypter die Israeliten verfolgten, ließ Gott das gesamte Heer im Schilfmeer ertrinken.
Gott stand zu seinem Volk und führte seine Heilsgeschichte mit ihnen weiter, denn er liebte sein Volk. Das heißt aber nicht, dass er ihnen alles durchgehen ließ. Zunächst gab er ihnen das Gesetz mit den 10 Geboten. Israel versprach am Berg Sinai, sich daran halten zu wollen, machte sich später aber doch einen Götzen, das goldene Kalb. Daraufhin töteten Leviten im Auftrag Gottes die götzendienerischen Israeliten, 3000 Mann. Gott bestraft also auch Menschen seines eigenen Volks mit einem gewaltsamen, vorzeitigen Tod, wenn sie sich von Ihm abwenden.
So ging es weiter die ganze Geschichte Israels hindurch. Gott benutzte auch andere Völker, um Israel zu bestrafen und manchmal benutzte er Israel, um sein Gericht an anderen Völkern zu vollziehen. Das galt bis zu der Zeit, als durch Jesus Christus ein neues Gottesvolk aus Juden und nichtjüdischen Völker entstand. Jeder Mensch, der seitdem an Jesus Christus glaubt und in Verbindung mit ihm lebt, muss kein Gericht Gottes mehr fürchten. Er hat schon jetzt das ewige Leben in sich, das bis in die Ewigkeit hineinreicht.
Joh 3:16-18 Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einen und einzigartigen Sohn, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht ins Verderben geht, sondern ewiges Leben hat. Gott hat seinen Sohn ja nicht in die Welt geschickt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. Wer ihm vertraut, wird nicht verurteilt, wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist der eine und einzigartige Sohn Gottes.
Ja, es gibt ein Gericht Gottes für jeden Menschen.
Heb 9:27-28 Und so, wie jeder Mensch einmal sterben muss und dann vor Gericht gestellt wird, so wurde auch Christus, der Messias, einmal geopfert, um sich die Sünden von vielen aufzuladen. Wenn er dann zum zweiten Mal erscheint, kommt er nicht mehr wegen der Sünde, sondern wird denen die endgültige Rettung bringen, die auf ihn warten.
Trotzdem bleibt bestehen, dass Gott das menschliche Leben vorzeitig durch viele Umstände beenden kann, auch das Leben von Christen. Er tut das, wenn er es für richtig hält. Und wenn davon kleine Kinder betroffen sind, gilt das, was Jesus Christus gesagt hat:
Mt 19:14 Jesus sagte: „Lasst doch die Kinder zu mir kommen, und hindert sie nicht daran! Das Himmelreich ist ja gerade für solche wie sie bestimmt.“
Das heißt: Alle Kinder, die vor dem Alter der Verantwortlichkeit glauben, sind ebenso errettet, wie jeder Mensch, der durch Jesus Christus Vergebung seiner Sünden erfahren hat. Sie bekommen Anteil an Gottes Reich.
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