Pivec, Holly | Geivett, R. Douglas: Das gefälschte Gottesreich. Gefahren neuer Offenbarungen, neuer Propheten und Apostel und esoterischer Praktiken für die Gemeinde. Dillenburg: CV|CBE 2025 283 S. Paperback: 19,90 €. ISBN: 978-3-98963-002-4
Viele Christen sind total begeistert von der Bethel Church, der „Bethel School of Supranatural Ministry“ (BSSM) oder anderen von der „New Apostolic Reformation“ (NAR) geprägten Kirchen und Werken und ihrer mitreißenden Musik. Die schillernde Bewegung, die noch unter vielen anderen Namen auftritt, breitet sich längst in Europa aus. Es gibt schon einen Verlag in Süddeutschland, der in großem Umfang NAR-Bücher auf Deutsch veröffentlicht. Man ist erschrocken über das Ausmaß der Verführung, von der vor allem junge Christen betroffen sind.
Die beiden Autoren haben gründlich nachgeforscht und beschreiben sorgfältig die verschiedenen Fassetten dieser weltweiten Bewegung. Zeugnis dafür sind schon die 332 sehr ausführlichen Endnoten am Schluss des Buches (S. 250-281). Alles was in der NAR angeboten wird: die sogenannten Apostel und Propheten selbst, bekannte Persönlichkeiten wie Bill Johnson, der „behauptet, selbst Wunder zu vollbringen, zu prophezeien und Kranke zu heilen“. (S. 35) Einige ihrer Führer behaupten, Offenbarungen weiterzugeben, „Offenbarungen, die alle Christen akzeptieren müssen, wenn sie Gottes Reich auf die Erde bringen wollen (wie z. B. das Sieben-Berge-Mandat oder dass Gottes Güte verlangt, dass er immer alle Kranken heilen will).“ (S. 239) Viele NAR-Führer glauben auch, „dass viele okkulte Praktiken von den Christen zurückerobert werden müssen, weil sie wichtige Werkzeuge seien, um das Reich Gottes voranzubringen.“ (S. 59)
„Die Menschen strömen in die Bethel Church, zu Jesus Culture, IHOPKC und in andere NAR-Kirchen, weil sie glauben, dass dies Orte seien, an denen ‚Gott etwas tut‘ und wo sie ‚echtes Christsein‘ erleben können. Sie glauben, dass sie Zeugen von Wundern wie der Auferweckung von Toten und der Austreibung von Dämonen werden … Sie erwarten von Gott, dass er heute mächtig und übernatürlich wirkt. Aber was sie dabei verpassen, sind eine solide biblische Lehre, eine solide Theologie und Geistliches Wachstum.“ (S. 242)
Beide Autoren decken aber nicht nur auf, sondern geben ab Seite 70 biblische Hilfen, wie falsche Propheten erkannt werden können: den Rechtgläubigkeitstest (stimmen seine Prophezeiungen mit der heiligen Schrift überein), den Lebensstiltest (entspricht z. B. sein Umgang mit Geld und Sexualität den Vorgaben der Bibel) und den Erfüllungstest (treffen seine Vorhersagen ein?). Sie erklären auch, woran man falsche Prophezeiungen sonst noch erkennen kann und stellen dem echte biblisch nachprüfbare Prophezeiungen entgegen (S. 80-97). Kapitel 5 beschreibt die „apostolische Machtübernahme“ und den geistlichen Missbrauch der Bewegung. Kapitel 6 die gefälschte Erweckung, 7 die leidenschaftliche falsche Bibel, 8 die vergiftete Anbetungsmusik.
Ein aktuell sehr wichtiges und gut lesbares Buch, das vom Christlichen Bildungszentrum Erzgebirge (CBE) zusammen mit der christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg (CV) herausgegeben wurde.
Nachtrag: Gerade als ich das obige Buch zu Ende gelesen hatte, fand ich in der EINS, dem Magazin der evangelischen Allianz in Deutschland (2/2025) S. 9ff unter FOCUS AMERIKA Anmerkungen über starke Stimmen in der evangelikalen Bewegung. Der evangelische Theologe Manfred Schmidt äußert sich darin: „Seit 2016 hat die Apostolisch-Prophetische Bewegung zunehmend Einfluss gewonnen … Sie ist dynamisch, hochmodern, und gerade nicht von den klischeehaften ‚alten weißen Männern‘ dominiert. Vielmehr ist sie multiethnisch, medienaffin und netzwerkorientiert. All das wird getragen von einer machtorientierten Form der Reich-Gottes-Theologie, die wir in Deutschland so nicht teilen würden. … Trump hat 2025 im White House, ein sogenanntes „Face Office“ geschaffen, das von seiner persönlichen Pastorin Paula White-Cain geleitet wird. Sie ist aufs engste mit der Apostolisch-Prophetischen-Bewegung verknüpft und als solche sozusagen die Türhüterin für den direkten Zugang zur Macht.“
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