Nach einigen Jahren des Stillstands dieser Edition C- Reihe wird das Projekt weitergeführt. Einer der neuen Autoren ist Professor für biblische Theologie am theologischen Studienzentrum in Berlin (assoziiert mit der evangelischen Hochschule TABOR) und hat nun ein älteres Manuskript von sich zum Buch Exodus abschließend bearbeitet, wie er berichtet.

Kürle, Stefan. Das zweite Buch Mose. Edition C Bibelkommentar. Altes Testament. Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus. 371 S. Hardcover: 28,00 €. ISBN: 978-3-417-25088-6

Seine Einleitung umfasst mehr als 50 Seiten und gibt einen Eindruck von seinem Verständnis dieses Bibelbuchs und seiner eigenen Arbeitsweise. Für Kürle sind die 40 Kapitel des 2. Mosebuchs immerhin eine sinnvolle, in sich geschlossene und kunstvoll komponierte Einheit, der er vertrauen will (S. 16). In „den Brüchen und Schwierigkeiten des Textes“ sieht er eine „kommunikative Absicht des Autors“ und diskutiert deshalb nicht die Quellen, sondern beschränkt sich auf den überlieferten Endtext (S.23). In seinem Kommentar des Textes wird er aber immer wieder auf die erzählerische Absicht eingehen, die er hinter dem Text vermutet (S.24).

In Bezug auf die Abfassung des Buches beschreibt Kürle die verschiedenen Annahmen von Kirchenvätern und Theologen. Er gesteht Mose zu, einzelne Texte aufgeschrieben zu haben. Weil es aber für das ganze Buch keine Verfasserangabe gibt, vermutet er: Der „tatsächliche, für uns anonyme Autor oder eine Autorengruppe,“ wird „Quelltexte aus der Zeit des Auszugs von Mose oder seinen Schreibern später noch zur Verfügung gehabt haben.“ (S.64) Wann sie dieses verarbeiteten und zum 2. Mosebuch zusammenstellten, vermutet er in der „vormonarchischen Zeit oder frühen Königszeit Israels“ (S.63). Auf eine Früh- oder Spätdatierung des Auszugs Israels legt Kürle sich nicht fest.

Im seinem eigentlichen Kommentar folgt nach einer kurzen Übersicht der übersetzte Bibeltext, dann die gefundene Struktur, dann die Auslegung und schließlich ein paar Anregungen zu Bibelarbeiten.

In seinen Auslegungen wirkt Kürle sehr distanziert dem biblischen Buch gegenüber. Es ist für ihn ein literarischer Text, eine Erzählung, die bestenfalls einige Texte von Mose verarbeitet hat. Was als Handeln und Reden Gottes tatsächlich geschah, spielt für ihn offenbar keine Rolle. Der „geglückte Auszug aus Ägypten“ mag Fakt genug sein für die vielen Geschichten. Ein heutiger Leser dieser Auslegungen wird darin aber kaum in seinem Vertrauen auf Gottes Wort gestärkt. Alles ist auch ziemlich schwierig zu lesen, wie die folgenden Zitate zeigen.

Schon im ersten Kapitel legt der fiktive Autor dem Pharao „mit einem ironischen Zwinkern ‚Worte der Weisheit‘ in den Mund (1,10)“ S. 78. So geht es weiter. „Nun führt der Autor Gott in die Handlung ein.“ (S.86) Der vermutete israelische Leser „wird dann in einer weiteren kurzen Gottesrede (4,21-23) an Moses Aufgabe erinnert.“ (S. 108) „Mit Kap. 5 beginnt nun langsam die literarische Figur ‚Volk Israel‘ Gestalt zu gewinnen.“ (S. 118) „Mit der Plagenerzählung verbinden sich viele Fragen zur geschichtlichen Wirklichkeit dieser Ereignisse.“ (S. 147) „Vor den letzten beiden interpretatorischen Horizonten wird auch verständlich, wieso der Autor der Plagenerzählung keine Scheu vor Übertreibung und Vereinfachung hat.“ (S.149) Auch „9,6 ist als Übertreibung im Dienst der Erzählung zu werten.“ (S.154) „Der erste Teil, die eigentliche Erzählung zum Goldenen Kalb, ist als Gegenpol zu Theophanie und Bundesschluss in 32,19-24 konstruiert.“ (S. 330)

Fazit: Der Kommentar zeigt einen Autor, der in vielen Büchern kritischer Theologen gelesen hat (siehe Bibliografie) und sich bemüht, die kritischsten Dinge wegzulassen. Der normale Bibelleser von heute bekommt leider wenig Hilfe bei Anregungen zur Bibelarbeit. Wie soll der Bibelleser denn die Texte werten, wenn er nicht weiß, was tatsächliche Geschichte oder nur Erzählung ist (S. 91)? Soll er sich selbst heraussuchen, was für ihn Gottes Wort ist? Gemessen an den bisherigen Kommentaren der Edition C Reihe erscheint Kürles Kommentar fehl am Platz und ist leider nicht empfehlenswert.

Jürgen Rubarth
Alles sehr Aufwendig
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