Vorwort 1. Mose 4,17:  Als Kain mit seiner Frau schlief, wurde sie schwanger und gebar Henoch. Und als Kain dann eine Stadt gründete, benannte er sie nach seinem Sohn Henoch.

1. Mose 5,1-5: Es folgt das Verzeichnis der Nachkommen Adams. Als Gott den Menschen schuf, gestaltete er ihn als Abbild von sich. 2 Er schuf sie als Mann und Frau. Dann segnete er sie und gab ihnen noch am Tag ihrer Erschaffung den Namen "Mensch". 3 Als Adam 130 Jahre gelebt hatte, zeugte er einen Sohn nach seiner Gestalt und seinem Ebenbild. Er gab ihm den Namen Set. 4 Nach der Geburt Sets lebte Adam noch 800 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter, 5 bis er im Alter von 930 Jahren starb.

 1. Mose 5,25-27: Metuschelach war 187 Jahre alt, als er Lamech zeugte. 26 Nach dessen Geburt lebte er noch 782 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter, 27 bis er im Alter von 969 Jahren starb.

 

Der Spott, mit dem manche Kritiker 1. Mose 4,17 übergießen, klingt meist so: „Woher soll Kain denn in dem fremden Land eine Frau bekommen haben, wenn es noch gar keine weiteren Menschen gab?“

Wer die Bibel im Zusammenhang liest (es lohnt sich, Kapitel 5 ganz zu lesen), wird schnell entdecken, dass Adam und Eva nach der Geburt von Set, dem Ersatz für Abel, noch viele Söhne und Töchter hatten. Und wenn die Menschen damals noch etliche hundert Jahre alt wurden, könnte Kain problemlos eine Schwester oder jüngere Verwandte geheiratet haben. Wenn man die biblischen Angaben in Kapitel 5 ernst nimmt, dann waren die Menschen damals bis ins sehr hohe Lebensalter zeugungsfähig.

Daraus entstehen wiederum zwei Fragen: 1. Degenerieren die Menschen nicht, die sich durch Inzucht vermehren? 2. Weshalb können Menschen so alt werden?

Vermehrung der Menschen durch Inzucht?

Wenn Geschwister einander heiraten und Kinder bekommen, dann können vorhandene Erbkrankheiten leicht weitergegeben werden. Wegen der engen Verwandtschaft ist eventuell das gleiche Gen bei Vater und Mutter geschädigt. Dann wird das geschädigte Gen vererbt und die Krankheit so übertragen. Deshalb ist Inzest, also der Geschlechtsverkehr unter eng verwandten Menschen, die sogenannte Blutschande, sowohl in der Bibel als auch in den meisten Kulturen verboten. Das biblische Verbot wird allerdings erst zur Zeit Moses ausgesprochen[1] und galt noch nicht in der Zeit davor.

Wir können bei den ersten Generationen von Menschen mit Sicherheit davon ausgehen, dass das Erbgut noch keine nennenswerten Schäden hatte, so dass Verwandtenehen biologisch gesehen keine Gefährdung für die Gesundheit des Nachwuchses bedeuteten. Heute ist das wegen vieler mittlerweile angesammelter Erbschäden anders.

Weshalb konnten Menschen so alt werden?

Bis heute ist es wissenschaftlich nicht geklärt, weshalb die Menschen und mit ihnen alle Geschöpfe überhaupt altern. Man nimmt allgemein an, dass eine Reihe verschiedener hochkomplexer und vielfach noch ungeklärter Mechanismen dafür verantwortlich sind. Sie beeinflussen und begrenzen die Lebensdauer von biologischen Systemen wie zum Beispiel Zellen. Aber warum sich die Körperzellen irgendwann nicht mehr teilen und damit auch nicht mehr ersetzt werden können, weiß niemand. Natürlich gibt es eine Menge unterschiedlichster Alterstheorien, aber bis heute keine wissenschaftlich akzeptierte umfassende Antwort.

Biologisch gesehen gibt es jedoch keinen zwingenden Grund dagegen, dass Menschen mit einer anderen Konstitution annähernd tausend Jahre alt werden konnten, wie die Bibel es bezeugt. Weshalb aber die Menschen vor der Flut so alt wurden, ist unbekannt. Alle Vorschläge dazu (zum Beispiel eine Wasserdampfhülle in der Atmosphäre, die schädliche kosmische Strahlung verhindert hätte) sind spekulativ, weil sie nicht überprüft werden können.

Bevölkerungswachstum vor der Flut

Von Kain berichtet die Bibel, dass er irgendwann nach der Geburt seines ersten Sohnes eine Stadt gründete und sie Henoch nannte. Weitere Zeitangaben macht die Bibel nicht. Eine Stadt setzt aber voraus, dass die Menschen sich schon stark vermehrt hatten und dass das Bedürfnis in der Nachkommenschaft Kains vorhanden war, sich zu schützen.

In Kapitel 4 werden sechs Generationen der Nachkommen Kains erwähnt, in Kapitel 5 neun Generationen der Nachkommen Sets. In beiden Linien wird immer nur der jeweilige Erstgeborene Sohn genannt. Töchter konnten durchaus schon früher geboren worden sein.

Durch die extrem hohen durchschnittlichen Lebenserwartungen in dieser Zeit waren auch die Frauen sehr lange fruchtbar. Selbst wenn eine Frau nur alle fünf Jahre ein Kind bekommen hätte, das aber über 400 Jahre hin, hätte sie 80 Kinder gebären können. Außerdem könnte es sein, dass es wie auch heute mehr Frauen als Männer gab.[2]

In den ersten 900 Jahren nach der Schöpfung spielte der Tod noch eine untergeordnete Rolle. Er ist zunächst auf Verbrechen und Unfälle beschränkt, seltener auf das, was nach einem „natürlichen Tod“ aussieht.

Bevölkerungen wachsen exponentiell, wenn es keine ernsthaften Störungen gibt. Das heißt, das Wachstum nimmt nach einiger Zeit rapide zu. Wenn man annimmt, dass sich die Bevölkerung vor der Flut nur alle 50 Jahre verdoppelt hat, könnte es zur Zeit der Flut (1656 Jahre nach Adam) etwa zwei Milliarden Menschen auf der Erde gegeben haben.

Und wenn wir annehmen, dass auch Kain in etwa das Alter Adams erreicht hätte, dann wäre die Weltbevölkerung zur Zeit seines Todes bereits auf eine Millionen Menschen gewachsen. Es gab genügend Menschen, um lange vorher eine Stadt zu bauen und sich vor anderen zu fürchten.

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[1] 3Mo 18,7-17.

[2] Siehe 1Mo 4,19.

 

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