VorwortLesen Sie im 1. Buch Mose das >>> 10. Kapitel! Achten sie dabei auf die Gliederung und auf Besonderheiten in diesem Kapitel.

Bestimmt ist Ihnen sofort die Dreiteilung des Kapitels aufgefallen. Sie entspricht natürlich den Söhnen Noahs: Sem, Ham und Japhet. In der Bibel werden sie immer in dieser Reihenfolge genannt. Das entspricht aber nicht ihrer Geburtsfolge.[ 1 ]Nach 1. Mose 11,10 war Sem zwei Jahre nach der Sintflut 100 Jahre alt. Also wurde er nicht im 500. Jahr Noahs geboren, sondern im 502. Und Ham war nach 9,24 jünger als Sem. Also lautet die Reihenfolge nach der Geburt: Jahphet, Sem, Ham. Sem steht wohl deshalb immer an erster Stelle, weil ihm in 9,26-27 ein besonderer Segen zugesprochen wurde. In der anschließenden Völkertafel, die übrigens einzigartig in der Literatur des Altertums ist, werden aber zuerst die Japhetiten und Hamiden aufgezählt, damit der Text sich anschließend ganz auf Sem konzentrieren kann.

Lesen sie noch einmal in Kapitel 10 die Verse 5 und 20! Was fällt ihnen dort auf? Natürlich die verschiedenen Sprachen! Von der Sprach­verwirrung ist aber erst im nächsten Kapitel die Rede. Dass die Völkertafel schon hier steht, hat inhaltliche Gründe, denn nach der Geschichte vom Turmbau sollen vor allem die Nachkommen Sems im Blick des Lesers sein.

Den größten Raum in diesem Kapitel nimmt Nimrod ein, der in der zweiten Generation nach der Sintflut lebte. Sein Name kommt von dem hebräischen Wort für „sich auflehnen“. Er war der erste Gewaltherrscher auf der Erde, wie es auch die rabbinische Auslegung versteht. Offenbar verführte er Menschen, sich gegen Gott aufzulehnen. Die Städte, die er gründete (Babel, Erech, Akkad, Ninive, Kelach, Resen) bestehen noch lange fort und erlangen große Macht.

VölkertafelDie Völkertafel (siehe Kartenskizze)[ 2 ]Quelle: Creatio W+W gibt uns einen Überblick über die Hauptstoß­richtungen der Ausbreitung nach der Sprachverwirrung, ohne dass wir die einzelnen Völkerschaften alle sicher identifizieren können. Durch anhaltende Wanderungsbewegungen, wie sie schon bei Nimrod angedeutet sind, durch Kolonisation, Vermischung, Eroberungsfeldzüge können die einzelnen Völker kaum noch exakt zugeordnet werden.

Es fällt weiter auf, dass die Völkertafel sich aus 70 Namen zusammensetzt, wenn man die Söhne Noahs und Nimrod als Einzelpersonen weglässt.

Bemerkenswert ist auch 10,25: „Eber wurden zwei Söhne geboren. Der eine hieß Peleg, Teilung, weil zu seiner Zeit die Erde geteilt wurde.“ Alfred Wegner, der Begründer der Lehre der Kontinentalverschiebung (Plattentektonik), wurde durch diese Bibelstelle zu seiner Theorie angeregt. Im Jahr 1912 vertrat er sie erstmals öffentlich. Damals wurde er noch dafür verspottet, heute ist die Theorie allgemein anerkannt. Genaueres dazu siehe oben im Kapitel „Der neue Anfang“.

Die „Teilung der Erde“ als Beginn der Kontinentaldrift zu verstehen, ist aber zu dieser späten Zeit (5. Generation nach der Flut) und auch aus geologischen Gründen nicht unproblematisch. Meist deutet man diesen Vers im Sinn einer Aufteilung der Erdoberfläche unter die Völker und Sippen wie sie in 1. Mose 11 berichtet ist.

 

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