Es lohnt sich, diese Beschreibung bei Hiob zu lesen. An welches Tier aus Schöpfung oder auch Fabel werden Sie hierbei erinnert?
Hiob 40,25-32 "Ziehst du den Leviatan mit der Angel herbei, / umschlingst du seine Zunge mit dem Seil? 26 Ziehst du ihm einen Ring durch die Nase, / bohrst einen Haken durch seine Kiefer? 27 Wird er dich lange um Gnade bitten / oder richtet er freundliche Worte an dich? 28 Wird er einen Bund mit dir schließen, / dass er für immer dein Sklave sein wird? 29 Spielst du mit ihm wie mit einem Vogel / und bindest ihn für deine Mädchen an? 30 Feilschen die Jagdgenossen um ihn, / verteilen sie ihn unter die Händler? 31 Spickst du seine Haut mit Spießen, / mit Harpunen seinen Kopf? 32 Leg nur deine Hand an ihn / und denk an den Kampf! / Du tust es sicher nicht wieder.
Hiob 41,1-26 Die Hoffnung, ihn zu fangen, wird immer enttäuscht. / Schon sein Anblick bringt dich zu Fall. 2 Niemand ist so tollkühn, dass er ihn weckt!
Und wer ist es, der vor mir bestehen kann? 3 Wer hat mir je etwas gegeben, / das ich ihm zurückzahlen müsste? / Alles unter dem Himmel gehört mir. 4 Ich will nicht schweigen von ihm, / wie stark er ist und schön gebaut.
5 Wer schälte ihm je das Oberkleid ab? / Wer greift ihm zwischen die Zähne? 6 Wer öffnet das Tor seines Rachens? / Rings um seine Zähne steht Schrecken. 7 Stolz stehen die Rillen der Schilde, / mit festem Siegel verschlossen. 8 Einer fügt sich an den andern, / kein Hauch dringt dazwischen. 9 Sie hängen fest aneinander; / sie greifen ineinander und trennen sich nicht.
10 Sein Niesen verstrahlt Licht, / und seine Augen sind wie die Wimpern des Frührots. 11 Fackeln fahren aus seinem Maul, / feurige Funken schießen heraus. 12 Aus seinen Nüstern kommt Rauch / wie aus einem heißen Topf. 13 Sein Atem entzündet Kohlen, / eine Flamme schlägt aus seinem Maul. 14 In seinem Nacken wohnt Stärke. / Und vor ihm her hüpft die Angst. 15 Sein Bauch ist straff und fest, / wie angegossen, unbewegt. 16 Sein Herz ist fest wie Stein, / hart wie der untere Mühlstein.
17 Selbst Helden graut es, wenn er sich erhebt, / vor Schreck ziehen sie sich zurück. 18 Trifft man ihn, hält kein Schwert stand, / nicht Lanze noch Geschoss und Pfeil. 19 Eisen hält er für Stroh, / Bronze für morsches Holz. 20 Ein Pfeil verjagt ihn nicht, / Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln. 21 Für Stroh hält er die Keule, / er lacht über den Aufprall vom Wurfspieß. 22 Scharfe Scherben sind an seinem Bauch; / einen Dreschschlitten zieht er über den Schlamm. 23 Er macht die Tiefe zu einem siedenden Kessel, / das Meer zu einem Salbentopf. 24 Hinter sich lässt er eine leuchtende Spur, / die Flut erscheint wie Silberhaar. 25 Auf der Erde ist keiner ihm gleich, / ein Geschöpf ohne Furcht. 26 Auf alles Hohe blickt er herab, / ein König über das stolze Wild."
Das zweite Urvieh, das Gott dem Hiob vorstellt, nennt er Leviatan. Der hebräische Ausdruck bedeutet „der Gewundene“. Seine Beschreibung erinnert an einen riesigen Wassersaurier. Man kann ihn weder mit einer Angel fangen noch ihn mit Schwert, Lanze oder Pfeil verletzen oder gar überwinden. Wer sich jemals auf eine Auseinandersetzung mit ihm eingelassen und das überlebt hätte, würde diesen Fehler nie wieder begehen.
„Selbst Helden graut es, wenn er sich erhebt, / vor Schreck ziehen sie sich zurück.“
Hiob kannte den Leviatan und wusste, dass es ein Witz wäre, diese Bestie mit einen Nasenring bändigen zu wollen. Mit solch einem Vieh konnte man nicht spielen. Schon sein bloßer Anblick raubte jedem den Mut, der auf die Idee käme, ihm entgegenzutreten. Es war ungeheuer stark und dabei schön gebaut.
Das gewaltige Maul deutet auf eine räuberische Riesenechse hin. Kein Mensch kann diese Kiefern öffnen, wenn sie sich einmal geschlossen haben. Der Schuppenpanzer war perfekt und schützte rundherum.
„In seinem Nacken wohnt Stärke. / Und vor ihm her hüpft die Angst. / Sein Bauch ist straff und fest, / wie angegossen, unbewegt.“
Wenn er seinen schwer gepanzerten Körper über die schlammige Uferzone schleifte, riss er mit seinen Hornplatten am Bauch den Untergrund auf. Möglicherweise konnte er sich an Land sogar aufrichten.
Hauptsächlich lebte er aber im Meer und brachte das Wasser zum Strudeln, wenn er tauchte. Der leuchtende Pfad hinter ihm erinnert an das Meeresleuchten, die Biolumineszenz. Dass sein Niesen Licht verstrahlt, erinnert an die Wasserdampffontäne der Wale, denn auch Echsen waren Lungenatmer.
Doch ein Drache?[1]
Am merkwürdigsten sind die Verse 11-13: „Fackeln fahren aus seinem Maul, / feurige Funken schießen heraus. / Aus seinen Nüstern kommt Rauch / wie aus einem heißen Topf. / Sein Atem entzündet Kohlen, / eine Flamme schlägt aus seinem Maul.“
Eine derartige Fähigkeit ist bei ausgestorbenen Tieren, die man fossil gefunden hat, nicht bekannt. Allerdings könnten auch manche erstaunlichen Vorrichtungen, die heute lebende Tiere besitzen (wie zum Beispiel der Elefantenrüssel als Multifunktionswerkzeug), niemals allein aus Skelettfunden rekonstruiert werden. Es ist deshalb nicht undenkbar, dass Tierformen, von denen wir nur noch versteinerte Knochen finden, Vorrichtungen zum gezielten Verströmen und Entzünden brennbarer Gase oder Flüssigkeiten besaßen.
Immerhin gibt es heute noch den Bombardierkäfer (Brachininae). Er kann sich mit einem explodierenden Gasgemisch verteidigen. Diese heiße Giftbrühe schleudert er mehr als zehnmal so weit wie er selbst groß ist. Das zeigt immerhin, dass die prinzipielle Möglichkeit zu so etwas wie Feuerspeien in der Biologie vorhanden ist.
Auch die Vielfalt der Überlieferungen über feuerspeiende Wesen aus allen Teilen der Welt ist ein starkes Indiz dafür, dass sie auf den wahren Kern tatsächlich existierender Kreaturen zurückgehen, die Menschen bekannt waren.
War es ein Spinosaurus?
Diese sogenannte „Dornenechse“ war der größte fleischfressende Dinosaurier mit einem mächtigen Gebiss und einem sehr kräftigen langen Hals. Mit seinem langen Schwanz und dem hohen Rückenschild erinnert er schon an einen Drachen. Er wurde bis zu 18 m lang und bis zu neun Tonnen (manche denken bis zu 20 t) schwer. Wahrscheinlich konnte er sich auf zwei Beinen aufrichten. Interessant ist, dass die bisher einzigen Funde aus Ägypten stammen, also aus der Region, in der der auch Hiob lebte.
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[1] Informationen über Hiob und den Leviatan siehe besonders A. vom Stein S. 85ff
[ Bildquellen ] (1) Installation at Ciutat de les Arts i les Ciències, Valencia, Spain. Photograph by Belen Frias (2) Sah so der Leviathan aus? AlianCat. A.vom Stein S. 87 (3) Skelettrekonstruktion von Spinosaurus aegyptiacus in schwimmender Position im Museum der National Geographic Society in Washington, D.C. Foto: Mike Bowler. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spinosaurus_swimming.jpg.
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