Seit einigen Jahren wird auch von bibeltreuen Christen über die Zuverlässigkeit der Überlieferung der Originalschriften des Alten und Neuen Testaments diskutiert. Leider führt die oft pauschale Ablehnung der Ergebnisse der neueren Textforschung nicht selten zu Entscheidungen, die letztlich das Vertrauen auf die Bibel untergraben.

Wenn wir nicht mehr sicher sein können, dass das, was wir lesen, auch im Original stand, wird der Glaube fraglich. Die Tatsachen zeigen aber beim genaueren Hinsehen, dass wir trotz kleinerer Unsicherheiten eine zuverlässige Textgrundlage haben. Wir sollten deswegen auch nicht auf alternative Texte ausweichen, wie das mit der Wahl der Septuaginta von Einzelnen befürwortet wird. (Siehe auch "Bibel und Gemeinde" 2023-2 S. 56-70)

Nicht nur Atheisten beantworten die obige Frage mit einem ziemlich eindeutigen Nein. Auch kritische Theologen hinterfragen ihren Ursprung als göttliche Offenbarung. Inzwischen neigt auch mancher Christ im evangelikalen Lager dazu, der Bibel Fehler zu unterstellen. Einige hinterfragen ihre Geschichtlichkeit und Autorschaft, ja selbst ihre Lehre. [1] Außerdem gibt es Gläubige, die sich zum bibeltreuen Lager zählen und an die volle Inspiration und Autorität der Bibel glauben, aber trotzdem gewisse Bibelübersetzungen in Frage stellen. Manchmal geht es ihnen dabei um die Art der Übersetzung (wortgenau oder sinngenau), aber häufig auch um den von den Übersetzern verwendeten Grundtext. Das betrifft schon länger das Neue Testament, inzwischen aber auch das ganze Alte Testament.
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[1]Dazu haben wir im Bibelbund bereits Stellung genommen, zum Beispiel: Vanheiden/Jeising: „Haben sie wirklich gelebt? Warum biblische Personen mehr als literarische Figuren sind.“ Siehe auch Thomas Jeising (Hg.) „Knapp daneben ist auch vorbei. Holzwege post-evangelikalen Glaubens.“ Darin haben zehn Autoren mitgearbeitet.

Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Diskussion über den Text des Neuen Testaments, als im englischsprachigen Bereich neue Übersetzungen wie die New English Bible und die New International Version erschienen. Heftiger wurde der Streit, als die bis dahin gültige King James Version (KJV) revidiert wurde. Die neuen Bibelübersetzungen und die Revision der KJV stützten sich nämlich nicht mehr auf den zur Zeit Luthers zusammengestellten griechischen Grundtext des Neuen Testaments. Dieser wurde von Erasmus von Rotterdam erarbeitet, der aber nur wenige junge Handschriften zur Verfügung hatte. Später wurde die Erasmus-Arbeit geringfügig verbessert und textus receptus genannt.[1]

Die neueren Übersetzungen nutzten die jeweils aktuellen wissenschaftlichen Ausgaben des griechischen NT, bei denen größeres Gewicht auf die viel älteren Handschriften gelegt wurde, die inzwischen entdeckt worden waren. In solchen Arbeiten wurden möglichst alle bisher gefundenen Handschriften und Fragmente (heute etwa 5800) ausgewertet. Wichtige Abweichungen zu dem von den Wissenschaftlern vorgeschlagenen Text sind in Fußnoten dokumentiert. Das erstaunliche Ergebnis: 92 Prozent des in den Handschriften erhaltenen neutestamentlichen Textes stimmen wörtlich(!) überein und beweisen einen sicher überlieferten Text. Durch sorgfältige Arbeit von Textforschern (z.B. Westcott-Hort oder Nestle-Aland) können heute bis zu 98 Prozent des ursprünglichen Textes rekonstruiert werden. Bei einer derartigen Übereinstimmung aller wissenschaftlichen Ausgaben[2] wäre überhaupt kein Streit nötig, denn die minimalen textlichen Unterschiede ändern keine einzige Lehre des Neuen Testaments.[3]

Aber von den Verteidigern des textus receptus werden nun diese wissenschaftlichen Arbeiten heftig als bibelkritisch angegriffen und die wertvollen ganz alten Handschriften als unzuverlässig diffamiert.[4] Der erste militante Verteidiger des textus receptus und der alten KJV war übrigens ein adventistischer Autor namens Wilkinson, der in seinem Buch die revidierte KJV und den zugrunde liegenden wissenschaftlich erarbeiteten Text massiv angriff. Eins seiner Hauptargumente stützte sich darauf, dass nun in Apg 13,42 die adventistische Lehre vom Sabbathalten nicht mehr zu begründen war. Wilkinsons Buch hatte etwas später ein gewisser J.J. Ray entdeckt und 1955 ohne Quellenangabe in seinem Buch „God Wrote Only One Bible“ übernommen, das viele Auflagen erlebte. Auch ein Baptistenpastor griff Wilkinsons Gedanken auf und veröffentlichte sie in seinem einflussreichen Buch „Which Bible?“, das 1970 erschien. Darin verschwieg er ebenfalls den adventistischen Hintergrund.

Schließlich verbreitete sich diese Argumentation unter vielen bibeltreuen Christen in aller Welt, was ihrem Glaubenszeugnis wenig nützt, sie aber meist zu heftigen Gegnern wissenschaftlicher Textforschung macht.[5]


[1] Diese und viele andere relativ junge Handschriften von griechischen Texten des Neuen Testaments zählt man heute zum sogenannten Mehrheitstext, von dem es auch wissenschaftliche Ausgaben (z.B. Hodges/Farstad) gibt.

[2] Dazu gehören auch die Ausgaben des sogenannten Mehrheitstextes.

[3] Eine ausführlichere Darstellung findet sich in meinem Aufsatz „Urtext-Alarm: Haben unsere Bibeln den falschen Text?“ https://www.derbibelvertrauen.de/von-buechern/zeitschriften-aufsaetze/87-faszination-bibel/120-urtext-alarm-haben-unsere-bibeln-den-falschen-text.html

[4] Eine gründlichere Darstellung und Begründungen siehe Karl-Heinz Vanheiden: Näher am Original? Der Streit um den richtigen Urtext der Bibel. 152 Seiten und 16 Farbtafeln. Witten/Dillenburg 2014 (2. Aufl.).

[5] Erlaubt ist bei manchen von ihnen nur der Mehrheitstext, dessen Auswahlkriterien aber nicht die ältesten und gewichtigen Handschriften sind, sondern die Mehrheit der überlieferten (byzantinischen) Handschriften.

Neuerdings mehren sich einzelne Stimmen, die auch den unseren Bibeln zugrundeliegenden hebräischen Grundtext des Alten Testaments hinterfragen. Sie stützen sich stattdessen auf die älteste Übersetzung des AT in die griechische Sprache, die sogenannte Septuaginta (LXX). Und seit die „Septuaginta Deutsch“[1] im Jahr 2009 erschien, haben diese Glaubensgeschwister im deutschsprachigen Bereich eine Übersetzung von (durchaus kritischen) Wissenschaftlern, mit der sie arbeiten können. Denn diese Christen, die sich als bibeltreu verstehen, ziehen AT-Übersetzungen aus der Septuaginta-Übersetzung allen anderen vor.

2020 erschien eine umfangreiche Verteidigung der Septuaginta von Alexander Basnar. Die LXX sei einschließlich der Apokryphen der von Gott bewahrte Grundtext.[2]

2022 erschien eine recht eigenwillige deutsche Übersetzung der ganzen Bibel, die alle textlichen Widersprüche im AT und NT aufgelöst haben will. Sie wurde von Benjamin Fotteler, also auch im AT, allein aus griechischen Texten eines sogenannten byzantinischen Texttyps übersetzt und erschien unter dem Kürzel FBÜ im Jeremia-Verlag Karlsruhe.[3]

Warum ist das so und was hat es damit auf sich?


[1] Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2009.

[2] Siehe dazu meine Stellungnahme unter Punkt 3.

[3] Siehe dazu meine Rezension unter https://www.derbibelvertrauen.de/der-bibel-vertrauen/bibeluebersetzungen/deutsche-bibeln/fbue-inspirationsbewahrende-uebersetzung.html.

Das unter Punkt 3 zu besprechende Buch ist das umfangreichste Werk mit den Argumenten der Septuaginta-Befürworter im deutschsprachigen Bereich. Es enthält viele Behauptungen und Vermutungen, die sich grob in drei Bereiche zusammenfassen lassen.

  1. Die Septuaginta gibt den Urtext genauer wieder als der uns vorliegende hebräisch/aramäische[1] Text des Alten Testaments.
  2. Auch die in der Septuaginta enthaltenen Apokryphen gehören deshalb mit zu den heiligen Schriften.[2]
  3. Der uns vorliegende Grundtext der hebräischen Bibel wurde von Pharisäern verfälscht.

Zuerst soll dargestellt werden, was bisher über die Septuaginta bekannt ist.


 [1] Der aramäische Teil des Alten Testaments ist abgesehen von einzelnen Aramäismen nur auf wenige Kapitel beschränkt.

[2] Fotteler 2022 lehnt diese allerdings mit Ausnahme der Zusätze zum Esterbuch ab.

Die fünf Bücher Mose wurden um das Jahr 250 vor Christus von gelehrten Juden in die griechische Sprache übersetzt, die damals immer mehr zur Weltsprache wurde. Weil nach einer legendarischen Überlieferung[1] 72 Gelehrte (je 6 Männer aus den 12 Stämmen Israels) an dieser Übersetzung beteiligt gewesen wären, erhielt auch das spätere Gesamtwerk den Namen Septuaginta (lateinisch = siebzig = LXX). Alle anderen Schriften des Alten Testaments wurden aber erst in den folgenden Jahrzehnten nach unterschiedlichen Prinzipien übersetzt.[2]

Tatsächlich spielten die Handschriften der LXX eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus. Sie waren ja vor allem bei den griechisch sprechenden Juden, die schon seit Generationen im Ausland lebten, verbreitet. Diese alttestamentlichen Texte konnten auch von Nichtjuden gelesen und verstanden werden. Schon in der Zeit vor Christus missionierten die Juden eifrig unter nichtjüdischen Bürgern ihrer Städte. In diesem Zusammenhang sagte Jesus einmal:

Matthäus 23,15  Wehe euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reist über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn ihr ihn gewonnen habt, dann macht ihr ihn zu einem Anwärter auf die Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr. NeÜ

Letzteres traf offenbar nicht mehr auf jene Proselyten zu, denen Paulus zwei Jahrzehnte später in den großen Städten des Römischen Reichs das Evangelium verkündigte. Sie waren oft die ersten, die dem Evangelium von Jesus Christus glaubten. Paulus konnte seine Freudenbotschaft über den Messias Israels gegenüber Juden und Proselyten nämlich sehr gut aus dem Alten Testament begründen. Er predigte in den Synagogen in griechischer Sprache, und seine Zuhörer konnten das Gesagte in den Schriftrollen der LXX dort selbst überprüfen. So wird es zum Beispiel von den Juden in Beröa berichtet (Apostelgeschichte 17,11-12).

Selbstverständlich schrieben Paulus und seine Mitapostel ihre Briefe an Gemeinden und Mitarbeiter in griechischer Sprache. Deshalb stammten viele ihrer beweiskräftigen Zitate direkt aus der LXX. Ebenso ist es bei den Evangelien, die (außer vielleicht bei Matthäus) von vornherein auch für Griechisch sprechende Nichtjuden bestimmt waren.

So kam es dazu, dass nun auch Christen die LXX kopierten und verbreiteten. Vorher hatten dies ausschließlich Juden besorgt, die außerhalb von Israel, also in der Diaspora, lebten. Dort sprach man Griechisch oder konnte es zumindest verstehen, denn Griechisch war auch im römischen Weltreich die Sprache des Handels und der Kultur geblieben.

In den ersten Jahrzehnten nach Christus war die LXX, also das griechische Alte Testament, die Bibel für die Christen schlechthin. Erst nach und nach wurde sie durch die Schriften der Apostel ergänzt. Diese Schriften waren nicht sofort allen neu entstandenen Gemeinden zugänglich. Sie wurden allerdings eifrig kopiert und weitergegeben. Anfang des zweiten Jahrhunderts war der Grundstock des Neuen Testaments (Evangelien und Paulusbriefe) allen christlichen Gemeinden bekannt.


 [1] Sie findet sich im sogenannten Aristeas-Brief, der um 125 v.Chr. von einem unbekannten hellenisierten Juden verfasst wurde, der sich als Augenzeuge der Geschehnisse um 250 v.Chr. ausgab.

[2] Spätestens um das Jahr 132 v.Chr. lag das komplette Alte Testament in griechischer Übersetzung vor, wie es der Übersetzer des BuchesJesus Sirach in seinem Vorwort erwähnt.

Noch vor Vollendung des Neuen Testaments mussten die Christen, zu denen viele bekehrte Juden gehörten, ihre Lehre von Jesus, dem Messias, gegen die anderen Juden verteidigen. Sie taten das natürlich mit Hilfe der LXX wie sie in den Synagogen verwendet wurde. Dabei konnten sie unter anderem zeigen, wie viele alttestamentliche Prophezeiungen sich in Jesus Christus erfüllt hatten. Die christliche Argumentation hatte solchen Erfolg, dass es unter den griechisch sprechenden Juden im zweiten Jahrhundert zu einer jüdischen Revision der LXX kam. Ein gewisser Aquila, ein Proselyt und Schüler von Rabbi Akiba, fertigte eine Neuübersetzung der LXX aus dem Hebräischen an. Damit setzte Aquila jene frühere jüdische „kaige-Revision“ der LXX aus dem ersten Jahrhundert vor Christus konsequent fort.[1] Als Reaktion auf die Christen vermied er aber in seiner Übersetzung des hebräischen Begriffs meschiach (Gesalbter) das griechische christos (Gesalbter). Denn in der ursprünglichen LXX wurde christos von den Christen immer als Hinweis auf Jesus Christus verstanden. Aquila ersetzte es durch das Wort e:leimennos, was ebenfalls „gesalbt“ bedeutet. Seine Übersetzung, die um 125 n.Chr. fertiggestellt wurde, war so extrem wörtlich, dass sie kaum zu lesen und zu verstehen war.[2] Trotzdem fand Aquilas Übersetzung in den Synagogen bis ins 6. Jahrhundert eine breite Verwendung, weil die Juden einerseits kaum noch Hebräisch konnten und andererseits die alte Septuaginta nicht mehr verwenden wollten, weil dies die Bibel der Christen geworden war.

Die Juden warfen den Christen auch vor, die LXX in ihren Abschriften bewusst verändert zu haben, um die eigene Lehre besser darin zu finden. Die Christen behaupteten demgegenüber, dass die Septuaginta-Lesarten der älteren jüdischen Texttradition entsprechen würde, die man im Judentum nun beseitigen wolle, um das Christentum als nichtjüdisch darstellen zu können.

Eine Revisionstätigkeit von christlicher Seite ist bei Origenes durch entsprechende Textfunde belegt. Trotzdem gibt es bis heute verschiedene Textformen der LXX und zwar auch, weil deren Handschriften uneinheitlich überliefert sind. Die Unterschiede zwischen dem hebräischen Text und den LXX-Texten werden einerseits so erklärt, dass die Übersetzungsprinzipien sehr unterschiedlich waren. Viele Bücher sind recht wörtlich übersetzt, andere viel freier als es heutige Übersetzungsprinzipien erlauben.[3] Aber bei den meisten kleineren Textunterschieden ist es falsch, anzunehmen, die Übersetzer hätten an diesen Stellen einen anderen hebräischen Text vor sich gehabt.[4]

Andererseits können einzelne Übersetzer der alten LXX auch andere hebräische Vorlagen benutzt haben als die Juden in ihrem später standardisierten Text festhielten. Das könnte zum Beispiel im griechischen Jeremiabuch der Fall gewesen sein, bei dem gegenüber dem heutigen hebräischen Text 2700 Wörter fehlen und die Anordnung des Textes anders ist. Aber normalerweise sind die Unterschiede zwischen den Abschriften sehr gering und betreffen die Schreibweisen, Orthografie und einzelne Wörter oder Phrasen.

Dass an manchen Stellen die Vermutung anderer hebräischer Vorlagen für die LXX gerechtfertigt sind, kann heute durch einzelne Qumran-Handschriften aus den Höhlen am Toten Meer und Massada belegt werden. 40% der dort gefundenen hebräischen Texte des AT entsprechen allerdings dem Text, der ab dem 2. Jahrhundert im Judentum als der genaueste heilige Konsonantentext kopiert wurde. Seit 780 n.Chr. wurde er von den sogenannten Masoreten (Überlieferer) auf das sorgfältigste untersucht und mit traditionellen Aktzentsetzungen, Vokalzeichen und schützenden Anmerkungen versehen, um auch die Textdetails schriftlich zu fixieren. Das ist praktisch der Standarttext, der seitdem überliefert wurde (deshalb „Masoretischer Text“ MT). Das ist bis heute der offizielle jüdische Text für das ganze Alte Testament.

Nur 5% der hebräischen Fragmente von Qumran entsprechen in Griechisch übersetzt einzelnen Texten in der LXX. Damit waren diese vielleicht Abschriften ältere Vorlagen für die ursprüngliche LXX gewesen. Aber bis heute wurde kein einziges hebräisches Manuskript entdeckt, das sich eindeutig als die eine Textvorlage einer Septuaginta-Übersetzung identifizieren lässt. Das hängt damit zusammen, dass die Übersetzung der griechischen Bibel seit 250 v.Chr. Buch für Buch erfolgte und zwar aus Einzelmanuskripten. Etwa 50% der restlichen „unabhängigen“ hebräischen Textfunde von Qumran stimmen nur punktuell mit dem MT oder der LXX überein.[5] Daraus zu folgern, dass die LXX als Grundtext für unsere heutigen Übersetzungen verwendet werden müsste, ist nicht zu beweisen.

Eine altgriechische Version der Septuaginta ist allerdings in den orthodoxen Kirchen Griechenlands und Zyperns auch heute noch im Gottesdienst in Gebrauch. Die meisten anderen orthodoxen Kirchen benutzen ein Altes Testament, das aus der Septuaginta in die jeweilige Landessprache übersetzt ist.


 [1] Es handelt sich um unabhängig von Christen nachweislich bearbeiteten Texte der LXX, die man heute unter dem Begriff kaige-Revision zusammenfasst. Neuerdings wird diese Bearbeitung in das 1. Jh. v. Chr. datiert. Siehe auch https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/qumran-handschriften/ch/32aedce3ab74557525d6227bde67f1c1/ abgerufen am 11.1.2021.

[2] Gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden deshalb noch zwei andere Neuübersetzungen des AT durch jüdische Gelehrte: Symmachus und Theodotion.

[3] So auch Gerhard Tauberschmidt: Streit um die richtige Bibelübersetzung, Wuppertal 2007.

[4] So schon Ernst Würthwein: Der Text des Alten Testaments, Stuttgart 1973.

[5] Dazu noch der sogenannte samaritanische Pentateuch. https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftrollen_vom_Toten_Meer#Handschriften_biblischer_B%C3%BCcher abgerufen am 15.2.2023.

Wenn wir die 386 Zitate im griechischen Neuen Testament mit dem Alten Testament nach dem masoretischen Text (MT) oder dem Griechisch der Septuaginta-Übersetzung (LXX) vergleichen, finden wir interessante Ergebnisse.[1]

268 = 70% aller Zitate entsprechen dem LXX-Text, der wiederum aber sehr genau dem MT entspricht.

50 = 13% der Zitate entsprechen einem LXX-Text, der vom MT abweicht. Trotzdem ist die LXX hier ein wenig näher am MT als das Neue Testament.

33 = 9% der Zitate halten sich enger an den MT als die LXX. Sie wurden offenbar von den Autoren des NT direkt aus dem MT übersetzt.

22 = 5% der Zitate halten sich an den LXX-Text, obwohl dieser vom MT abweicht.

13 = 3% der Zitate scheinen sehr frei zu sein. Dann liefern sie für uns dennoch einen verbindlichen Kommentar zu dem erwähnten alttestamentlichen Text.


[1] So nach der hervorragenden Arbeit mit den wörtlichen Zitaten und den ausgedruckten Hebräisch/Griechischen Texten des AT: Gleason L. Archer/Gregory Chirichigno, Old Testament Quotations in the New Testament. Eugene, Oregon 1983.

Nach dem Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christus entstanden die sogenannten apokryphen Schriften, die zur LXX gezählt und zunächst auch von Juden und später von den Christen zusammen mit dem Alten Testament kopiert wurden. Allerdings grenzten die Juden schon um 190 v.Chr. diese Schriften als „die anderen Schriften unserer Väter“ von den heiligen inspirierten Schriften also dem Gesetz und Propheten deutlich ab.[1] Einige der Apokryphen waren ursprünglich auf Hebräisch verfasst worden, andere gleich auf Griechisch.[2] Das geschah zum Teil in Alexandria, einem Zentrum der griechischen Kultur, wo damals schon an die 100 000 Juden lebten.

Manche dieser griechischen apokryphen Schriften wurden auch von Christen gern gelesen und manchmal selbst von Kirchenvätern zitiert. Aber nur die biblischen Schriften wurden von ihnen auch kommentiert und ausgelegt. Allmählich verbreitete sich unter den Christen das Verständnis dafür, welche Bücher verbindlich zum Alten Testament gehörten und welche eben nur fromme Schriften darstellten, die Jahrhunderte nach dem letzten Buch des Alten Testaments entstanden waren.

So reiste Bischof Melito von Sardes um 170 n.Chr. extra nach Palästina, um den Inhalt des hebräischen Alten Testaments zu untersuchen. Er kam zu dem Schluss, dass nur die Bücher des jüdischen Kanons zum Alten Testaments gehören. Damit wurde erstmals im Christentum eine genaue Liste (Kanon) der Bücher des Alten Testamentes bekannt gemacht. Auch Origenes (185-254 n.Chr.) vertrat einen Kanon der verbindlichen Schriften ohne Apokryphen. Er bestätigte kein Buch der Apokryphen als kanonisch und sagte von den Makkabäerbüchern ausdrücklich, dass sie außerhalb der kanonischen Bücher seien.[3] Julius Afrikanus (170 bis nach 240 n.Chr.) übte deutlich Kritik an den griechischen Zusätzen zu dem Buch Daniel und wollte sie als unecht beseitigen.

Im vierten Jahrhundert finden wir dann eine ganze Reihe von Kanonverzeichnissen, die sich auf den Inhalt des hebräischen Kanons beschränken oder die Apokryphen als Schriften zweiter Ordnung einstufen. So beschränkte das Konzil von Laodizea (um 360 n.Chr.) die Schriftlesungen in der Kirche auf die kanonischen Bücher der Bibel, also ohne die Apokryphen.

Ganz deutlich gegen die Apokryphen trat Hieronymus (347-419 n.Chr.) auf und wollte sie nicht in seine lateinische Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen[4] aufnehmen. Bei einigen dieser Bücher vermerkt er ausdrücklich, dass er sie übergehe, nur Tobit und Judit hat er neu bearbeitet, aber auch nur auf ausdrückliches Verlangen, und recht flüchtig. Er prägte übrigens auch den Begriff apokryph und bezog ihn auf diese Schriften zweiten Ranges, die durchaus „zur Erbauung des Volkes“ gelesen werden können, auch wenn sie seiner Auffassung nach nicht der Bibel angehörten.

Bestimmend wurde dann allerdings die Position von Augustinus, der die Kanonizität der Apokryphen gegen Hieronymus verteidigte. Seine Position wurde in einer Reihe von afrikanischen Konzilien, an denen Augustinus teilnahm, und einigen päpstlichen Schreiben bestätigt. So fanden sich die apokryphen Schriften schließlich auch in der lateinischen Übersetzung der Bibel, die man später Vulgata (= die im Volk verbreitete) nannte als kanonische Schriften. In katholischen Bibelausgaben, die auf der Vulgata beruhten, wurden diese Schriften später deuterokanonische Schriften genannt.

Auch in den orthodoxen und altorientalischen Kirchen setzte sich später die Überzeugung von der Kanonizität dieser zweitrangigen Schriften bis heute durch. Die katholische Kirche erklärte im Konzil von Trient am 8. April 1546 die Apokryphen offiziell zum Bestandteil des Kanons. Damit sind sie den übrigen Büchern der Heiligen Schrift als gleichrangig zu betrachten. Die Reformatoren allerdings lehnten einen kanonischen Status der Apokryphen grundsätzlich ab, hielten sie aber teilweise für nützlich und gut zu lesen.


 [1] https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/apokryphen-at/ch/83254f4c47ebd2d99f1873c51880e3ca/#h3 abgerufen 18.2.2023.

[2] Ausführliches über die Entstehung dieser Übersetzung siehe Vanheiden: Die Bedeutung der Septuaginta (LXX) für die christliche Gemeinde. Sonderdruck des Bibelbundes Bestellnummer 0021. Siehe auch https://www.derbibelvertrauen.de/der-bibel-vertrauen/bibeluebersetzungen/alte-uebersetzungen/die-septuaginta-lxx/die-bedeutung-der-septuaginta.html.

[3] Nach Wayne Grudem: Die Gabe der Prophetie S. 256.

[4] Zuerst begnügte er sich damit, die bereits vorhandenen lateinischen Übersetzungen anhand der LXX zu verbessern. Erst später übersetzte er das Alte Testament noch einmal aus dem hebräisch/aramäischen Grundtext.

Zum Großteil sind es Erbauungsschriften frommer Männer (Tobit), die manchmal biblische Bücher ergänzen wollen (Zusätze zu Ester, zu Daniel). Die Apoktyphen enthalten poetische Stücke (Gebet des Asarja) und einige enthalten jüdische Weisheit (Esdras, Baruch, Jesus Sirach, Weisheit Salomos) oft Polemik gegen das Heidentum und Götzendienst (Brief Jeremias). Manchmal enthalten sie historische Informationen von unterschiedlicher Zuverlässigkeit (Makkabäerbücher, Judit). Die erzählten erbaulichen Geschichten möchten immer eine Botschaft vermitteln (Tobit), oder die Handlung gerechter Richter veranschaulichen (Susanna) oder gegen das Heidentum polemisieren (Bel und der Drache). Andererseits ist nicht sicher, ob diese Geschichten gleichnishaft gemeint oder wirklich geschehen sind.

Apokryphe Schriften werden niemals von den Autoren des Neuen Testaments zitiert. Irgendwelche Parallelen lassen sich natürlich trotzdem zu vielen Texten finden, wobei aber völlig unklar bleibt, ob der neutestamentliche Autor den früheren apokryphen Text überhaupt gemeint oder auch nur gekannt hat. In keinem einzigen Fall aber werden Zitationsformeln verwendet, wie sie für Zitate aus dem Alten Testament typisch sind, zum Beispiel: es steht geschrieben, die Schrift sagt, das Gesetz sagt, Jesaja sagt, damit die Schrift erfüllt würde usw.

„Aus folgenden Gründen sollten die apokryphen Bücher also nicht als ein Bestandteil der heiligen Schrift betrachtet werden: (1) Sie beanspruchen für sich selbst nicht dieselbe Art von Autorität wie die Schriften des Alten Testaments; (2) sie wurden vom jüdischen Volk, unter dem sie entstanden, nicht als Gottesworte anerkannt; (3) sie wurden von Jesus oder den Autoren des Neuen Testaments nicht als heilige Schrift betrachtet; und (4) enthalten sie Lehren, die mit dem Rest der Bibel nicht in Eingang stehen. Wir müssen schlussfolgern, dass sie bloße Menschenworte sind.“[1]


[1] Wayne Grudem: „Die Gabe der Prophetie im Neuen Testament und heute.“ Petzenkirchen, Österreich 2022.

Eines der bedeutendsten Werke frühjüdischer Weisheitsliteratur ist das apokryphe Buch Jesus Sirach. Der gleichnamige Autor (Jeschua Ben-Sira) verfasste es im Stil der biblischen Bücher Sprüche und Prediger zwischen 190 und 175 v.Chr. in Jerusalem. Sein Enkel übersetzte es zwischen 132 und 117 v.Chr. aus der hebräischen Sprache ins Griechische. Im Vorwort zu seiner Übersetzung erwähnt er auch die LXX. Er schreibt nämlich von einer griechischen Übersetzung "des Gesetzes, der Propheten und der übrigen Bücher". Aus diesem Grund geht man davon aus, dass spätestens zu dieser Zeit das ganze Alte Testament schon in griechischer Übersetzung vorlag.

Aus dem Vorwort des Enkels von Jesus Sirach seien einige Zeilen zitiert, die sehr schön die Problematik jeder Übersetzung verdeutlichen, und zwar auch die der LXX.

Ihr seid gebeten, mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit die Lesung vorzunehmen und Nachsicht zu üben, falls wir vielleicht einige der schwer zu übersetzenden Ausdrücke unzulänglich wiedergegeben haben. Es hat ja etwas nicht die gleiche Bedeutung, wenn es in der hebräischen Grundsprache gelesen wird und wenn es in eine andere Sprache übersetzt wird. Aber nicht nur das vorliegende Werk, sondern auch das Gesetz selbst, die Propheten und die übrigen Bücher weisen keinen geringen Unterschied auf, wenn man sie in der Grundsprache liest.[1]

Als Hieronymus etwa 500 Jahre später, im Jahr 385 n.Chr., mit seiner Übersetzung des Alten Testaments aus der LXX ins Lateinische begann, wurde ihm im Lauf seiner Arbeit die Problematik einer Übersetzung aus einer Übersetzung immer stärker bewusst.

Zunächst hatte er den Auftrag, die vielen vorliegenden lateinischen Übersetzungen von Teilen oder dem ganzen Neuen Testament, die Vetus Latina, zu vereinheitlichen. Weil die Vergleiche dieser vielen verschiedenen lateinischen Handschriften keine Sicherheit brachten, schlug Hieronymus vor „gleich auf das griechische Original zurückgehen und danach all die Fehler verbessern“[2]. Für das Neue Testament war das absolut richtig. Aber die Psalmen, die wichtig für den Gottesdienst waren, übersetzte er dann auch aus dem Griechischen der LXX. Ebenso machte er es mit einigen anderen Texten des Alten Testaments. Acht Jahre später begann er damit, alles noch einmal aus dem Hebräischen zu übersetzen, denn er hatte begriffen: Durch eine Übersetzung aus einer Übersetzung entfernt man sich noch weiter vom Original als schon die erste Übersetzung. Genau das hatte ein halbes Jahrtausend vorher der Enkel von Jesus Sirach erkannt.

Eine ebenfalls sehr frühe Bibelübersetzung war die sogenannte Peschitta, die Einfache. Bemerkenswert ist bei dieser Übersetzung in die syrische Sprache, dass das Alte Testament nicht aus der LXX übersetzt wurde, wie bei den altlateinischen und koptischen Übersetzungen, sondern direkt aus dem Hebräischen. Das wird schon im 2./3. Jahrhundert geschehen sein und es mag damit zusammenhängen, dass das syrische Aramäisch dem Hebräischen ziemlich ähnlich war. Jedenfalls ist die Peschitta ein wichtiger Textzeuge für den Gebrauch des Hebräischen als Grundtext des Alten Testaments. Im 5./6. Jahrhundert waren führende syrische Theologen allerdings nicht einig darüber, ob die syrische Übersetzung den Sinn des Hebräischen besser erfasst habe als die LXX oder umgekehrt.[3]

Auch die Kirchenväter waren sich „voll bewusst, dass sie, indem sie den Septuaginta-Text in ihren Schriften zitierten, einen übersetzten Text mit all den damit verbundenen Schwächen verwendeten.“ So wies Gregor von Nyssa darauf hin, dass manche angebliche Irrationalität des Alten Testaments „gelöst worden wäre, wenn alle diejenigen, die das Alte Testament kritisierten, ausreichende Kenntnis der hebräischen Sprache hätten.“ Ähnliche Aussagen gibt es von Johannes Chrysostomus und Photius. Auch spätere Kirchenschreiber bezogen sich häufig auf das Hebräische, „um die Lösung für hermeneutische Probleme zu finden und die Mehrdeutigkeiten der Septuaginta-Übersetzung aufzuklären“.[4]


 [1] Jesus Sirach, Prolog Verse 15 bis 26 (Hervorhebung von mir.)

[2] So in einem Brief an den Papst.

[3] Karl Pinggéra: Die Peschitta und die Pluralität von Bibelübersetzungen im syrischen Christentum in Müller Heyden (Hrsg.) Bibelübersetzungen in der Geschichte des Christentums. Leipzig 2020, EVA. S. 57ff.

[4] Miltiadis Konstantienou: Der Streit um den biblischen Kanon und eine Bibel in der Volkssprache in Müller Heyden (Hrsg.) Bibelübersetzungen in der Geschichte des Christentums. Leipzig 2020, EVA. S. 132f. Letzteres Zitat ist besonders bemerkenswert, weil es sich hier um die griechisch-orthodoxe Kirche im ersten Jahrtausend handelt.

Basnar, Alexander. Das christliche Alte Testament. Die Septuaginta: Wiederentdeckung eines verlorenen Schatzes. Norderstedt: BoD GmbH 2020. 499 S. Paperback: 23,99 €. ISBN: 978-3-7519-8125-5.

Der Autor, Jg. 1969, ist Lehrer an einer höheren technischen Lehranstalt in Wien und gehört zu einem täuferisch geprägten Hauskreis in Krumau am Kamp. Er verfasste mehrerer Bücher, die alle bei Books on Demand erschienen sind. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit den frühchristlichen Schriften. Die vorliegende sehr umfangreiche verständliche aber nicht gut gegliederte Arbeit ist das Ergebnis. Darin vertritt er die Meinung derer, die für das Neuen Testament ausschließlich den sogenannten Mehrheitstext[1] als den bestmöglichen Grundtext verteidigen und für das Alte Testament die griechische Übersetzung aus dem hebräischen Grundtext, die sogenannte Septuaginta. Davon handelt die hier zu besprechende Arbeit.

Alexander Basnar bekennt sich grundsätzlich zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, zu ihrer Zuverlässigkeit und Kraft. Aber die autoritative Sammlung der Schriften beschreibt er kritisch und erkennt nur den alttestamentlichen Kanon „zur Zeit der Apostel“ an (S. 20), seiner Meinung nach unbedingt mit den apokryphen Schriften, aus welchen er auch gleich zitiert (S. 24). Anschließend versucht er aus späteren jüdischen Texten zu beweisen, wie die Pharisäer darangingen, „das Wort Gottes in Abgrenzung zu den Christen neu zu standardisieren.“ (S. 27) Des Weiteren polemisiert der Autor gegen einen wissenschaftlichen Grundtext (Nestle-Aland) des Neuen Testaments und stellt ihm den Mehrheitstext gegenüber. Beide würden sich so widersprechen wie im Alten Testament der „hebräische Kanon“ dem „christlichen Kanon“, weil nur dieser damals die Apokryphen enthielte.

Ein Kapitel ist überschrieben „Die Sicherheitskopie“. So versteht Basnar die Entstehung der Septuaginta 100 Jahre vor der Zeit des Königs Antiochus IV. Epiphanes, der den jüdischen Glauben und ihre heiligen Schriften vernichten wollte. Es sei „die Bewahrung des Wortes durch Übersetzung“ (S. 107). Allerdings waren längst nicht alle hebräischen heiligen Schriften vernichtet wurden. Sie wurden wieder gesammelt und durch weitere Kopien erhalten, denen der Autor, allerdings ohne irgend einen Nachweis, nur auf Vermutungen gestützt, eine größere Fehlerhaftigkeit unterstellt.

Eine große Rolle für die Glaubwürdigkeit der LXX spielt für Basnar der sogenannte Aristeasbrief, den er trotz seiner Fehler für zuverlässig hält, ihn verschiedentlich zitiert, kommentiert und im Anhang seines Buches vollständig abdruckt. Es handelt sich um die Schrift eines Juden aus der Epoche des Hellenismus. Er schildert die Übersetzung der fünf Mosebücher aus dem Hebräischen ins Griechische und rechtfertigt diese. Dieser Autor gibt vor, bei diesen Geschehnissen dabei gewesen zu sein – und das als Nichtjude.

„Der Gebrauch der LXX im Neuen Testament“ ist für Basnar „aber das stärkste Argument dafür, auch unseren Alten Testamenten die LXX zugrunde zu legen.“ (S.135) Dafür hält er den Masoretentext für „das Ergebnis menschlicher Verwaltung von göttlicher Offenbarung“. (S. 185) Das solle aber nicht als Angriff auf das Wort Gottes aufgefasst werden, fügt er hinzu.

Die nachfolgenden 23 Seiten enthalten eine Statistik der Fußnoten der Elberfelder Bibel, wo diese bei schwierigen Versen im MT auf eine bessere (?) Wiedergabe der LXX verweisen. Anschließend zitiert und kommentiert er diese Vorkommen als Beispiele im 1. Buch Mose.

Es folgen 150 Seiten mit meist tabellarischen Gegenüberstellungen zwischen LXX und der Schlachter2000-Übersetzung und entsprechenden Kommentaren. Dazu beschreibt er noch die Probleme, die er im Masoretentext sieht. Es folgt eine 60-seitige Verteidigung der Apokryphen, die unbedingt zum alttestamentlichen Kanon gehören sollten. Überschrift: Die „gefährlichen“ Apokryphen (S. 361). Der Epilog schließt dann mit dem Vorschlag, das gesamte westkirchliche Textchaos beiseite zu legen und sich auch (!) im Alten Testament auf die byzantinische/ostkirchliche Überlieferung zu verlassen.


[1] Der Autor grenzt sich aber deutlich von den King-James-Only-Vertretern ab, die diese englische Übersetzung akzeptieren, welche den sogenannten Textus Receptus als Grundlage hat.

Selbstverständlich können wir unseren Bibeln vertrauen, solange sie mit den uns zur Verfügung stehenden Grundtexten übereinstimmen. Diese Texte sind uns in vielen alten Handschriften und Fragmenten überliefert. Sie wurden von Fachleuten entziffert, gesammelt, den einzelnen Büchern zugeordnet und sorgfältig miteinander verglichen. Übereinstimmungen und Abweichungen wurden registriert und beurteilt. So entstanden die wissenschaftlichen Grundtexte zum Alten und Neuen Testament als Vorschläge für heutige Bibelübersetzer. Die vorgeschlagenen Texte sind immer mit Fußnoten versehen, die darauf hinweisen, in welchen Handschriften welche Abweichungen vorkommen. Jeder Bibelübersetzer kann also selbst entscheiden, ob er den Vorschlägen im Haupttext folgt oder eine Kleinigkeit aus dem Fußnotenapparat stärker bewertet.

Die Unterschiede in den heutigen Übersetzungen insgesamt sind aber so minimal, dass sie keine einzige biblische Lehre aus dem Alten oder Neuen Testament in Frage stellen. Es ist egal, ob jemand ein Neues Testament besitzt, das aus einem Griechisch übersetzt ist, das von Hodges/Farstad (Mehrheitstext) oder Nestle/Aland vorgeschlagen wurde, er wird in jedem Fall das Heil in der Freudenbotschaft von Jesus Christus finden. Es ist auch egal, ob jemand das Alte Testament liest, das nach der Biblia Hebraica oder einer Septuaginta-Ausgabe übersetzt ist, er wird die gesamte Geschichte des Heils darin finden, und auch die Verheißungen, die sich in Jesus Christus erfüllt haben.

Sei Gott dankbar für die Bibelübersetzung, die du benutzt und verstehst! Kauf dir noch eine andere dazu, vergleiche und schätze sie! Lass dich aber nicht in einen Streit um die einzig richtige Übersetzung hineinziehen!

Allerdings musst du sehr vorsichtig sein, wenn du feststellt, dass Theologen mit ihren Kommentaren die göttliche Offenbarung der Schrift, die biblischen Autoren, echte Prophetie und Wunder sowie die Einmaligkeit unseres Herrn Jesus Christus in Frage stellen! Denn das stellt auch dein Heil in Frage. 

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