Wir können davon ausgehen, dass die vier Evangelien sich ergänzen und im Großen und Ganzen chronologisch aufgebaut sind. Keines dieser Evangelien liefert einen falsche Darstellung. Aber ...

Aber jedes Evangelium hat eine eigene literarische Struktur. Das betrifft gewisse Schwerpunkte ihrer Botschaft und die Zusammenstellung einzelner Ereignisse, die auch dadurch eine Botschaft vermitteln. Deshalb ist keiner der Autoren in unserem Sinn streng  chronologisch vorgegangen, sondern so, wie er durch den Geist Gottes geführt wurde.

Wie sich die Ereignisse chronologisch abgespielt haben können, finden wir nur durch genaueres Hinschauen heraus. Ganz offensichtlich hat Markus in dieser Hinsicht die meisten Einzelheiten beschrieben. Er verweist in seinem Text deutlich auf einen zeitlichen Zusammenhang und betont ausdrücklich, dass seine Jünger die Verfluchung des Feigenbaums hörten. Sie würden sich später daran erinnern. Matthäus dagegen (21,12.18 - bitte lesen!) macht ebenso wie Lukas keinen direkten zeitlichen Zusammenhang sichtbar. Lukas betont stattdessen Jerusalem und das erste Kommen des Königs, die kommende Zerstörung Jerusalems und das Betreten des Tempels (19,29-46 - bitte lesen!), erwähnt die Tempelreinigung dabei nur ganz kurz und die Verfluchung des Feigenbaums gar nicht, weil es ihm auch in den nächsten Kapiteln um den König und den Tempel geht.

Markus 11,11: Jesus ging nach dem Einzug in Jerusalem gegen Abend noch in den Tempel und sah sich alles genau an. Möglicherweise war das, was er dort sah, einer der Anlässe, dass er am nächsten Tag bei der Rückkehr nach Jerusalem den Feigenbaum verfluchte. Der Feigenbaum diente im Alten Testament als Metapher für Israel und seiner Stellung vor Gott (z.B. Micha 7,1; Jer 8,13). Wenn der Feigenbaum hier durch einen Fluch von Jesus zerstört wird, weist das ebenso wie die anschließende Tempelreinigung auf ein kommendes Gericht Gottes über Israel hin.

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