Bitte erkläre mir, warum du Lukas 23,43 nicht im Kontext der heiligen Schrift und dem wahren Urtext, sondern wie folgt wiedergegeben hast: "Jesus erwiderte ihm: 'Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.'"? (NeÜ) Und nicht: "Jesus antwortete ihm: 'Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein!'"? (Konkordante Übersetzung)

Der "wahre Urtext" kennt weder Abstände zwischen den Wörtern, noch Satzzeichen.  Das alles muss von den Herausgebern eines wissenschaftlich erarbeiteten Grundtextes aus Tausenden von  überlieferten Handschriften festgelegt werden. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten für den Doppelpunkt (oder einem vergleichbaren Zeichen im Griechischen):  In Lukas 23,43 hinter "dir" oder hinter "heute".
Dadurch verändern sich die Aussagen. Entweder sagt Jesus dem Verbrecher am Kreuz "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein", oder sagt er ihm heute: "Du wirst irgendwann einmal mit mir im Paradies sein."
Der Übersetzer muss jetzt festlegen, welches die wahrscheinlichste Variante ist. Dazu muss er vier Dinge überlegen:

1. Was meinte unser Herr Jesus Christus mit "Paradies"?
2. Wie verwendet Lukas den Begriff "heute" an anderen Stellen seines Evangeliums?
3. Was passt am besten in den Zusammenhang des angefragten Satzes?
4. Wie kann man das am klarsten in der Übersetzung ausdrücken?

Zu 1. Die Zeugen Jehovas verstehen unter Paradies das sogenannte Tausendjährige Reich auf der Erde. Deshalb argumentieren sie gern für "ich sage dir heute".
Was sind die biblischen Alternativen? Paulus schreibt 2Kor 12,1-4, dass er bis ins Paradies entrückt wurde.  Und in Offb 2,7 wird Jesus im Paradies den Überwindern vom Baum des Lebens zu essen geben. Das kann sich nicht auf das ursprüngliche Paradies beziehen, denn das ist seit dem Sündenfall nicht mehr zugänglich. (Paradies heißt übrigens Garten oder Park. Mit diesem Wort übersetzte schon die LXX "Garten Eden" in 1Mo 2,8.) Demzufolge meint Jesus auf jeden Fall einen überirdischen Ort.

Zu 2. Wenn Lukas von heute spricht, meint er immer, dass etwas heute geschieht (Lukas 19,5.9; 22,34) oder geschehen ist (Lukas 2,11; 22,61; 24,21)  oder sich heute erfüllt hat (Lukas 4,21). Es gibt keine Formulierung, dass heute etwas gesagt, das aber erst viel später eintreffen wird. Die Deutung des Konkordanten NT und der Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas spricht also gegen den Sprachgebrauch des Lukas.

Zu 3. Einer der Verbrecher am Kreuz hat wirklich Respekt vor Gott und tadelt deswegen den anderen. Er erkennt seine Sünde an und seine rechtmäßige Bestrafung. Er weiß auch, dass Jesus im Gegensatz zu ihnen unschuldig gekreuzigt wurde. Außerdem weiß er, dass Jesus über ein nicht-irdisches Reich verfügt, das kommen wird. Jesus wird seine Herrschaft antreten. Er weiß vielleicht aber nicht, dass das Reich Gottes in der Person von Jesus Christus schon existiert (Lukas 17,21).
Deshalb spricht alles dafür, dass Jesus diesem Mann "heute noch" die Gemeinschaft mit ihm im Paradies verspricht (siehe auch Phil 1,23), denn beide werden noch am selben Tag sterben.
Jesus verspricht ihm nichts, was nach unserem Verständnis noch weit in der Zukunft liegt, sondern ein Zusammensein noch an diesem Tag mit ihm in einer anderen Welt. Das Missverständnis des an Jesus glaubenden Verbrechers wird vielleicht so ähnlich gewesen sein wie bei der Marta in Johannes 11, 23-25.

Zu 4. Die Art meiner Übersetzung ist "sinngenau", nicht "Wort für Wort" in der gleichen Reihenfolge wie im griechischen Text. Diese Reihenfolge kann man im Deutschen sowieso nicht einhalten, wenn man den möglichst genauen Sinn im Griechischen treffen und Missverständnisse möglichst ausschließen will. Deshalb folgt bei mir der Doppelpunkt nach "Ich versichere dir:" und habe zur Verdeutlichungen nach dem "Heute" ein "noch" eingefügt.

Daniel F.
Sind etwa die Toten nicht wirklich tot? Es wird doch zB eindeutig gesagt, dass die Menschen am letzten Tag auferweckt werden, zum ewigen Leben oder zum Gericht. Joh 5:25...
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Karl-Heinz Vanheiden
Der Körper ist selbstverständlich tot. Aber die Persönlichkeit des Menschen befindet sich an einem anderen Ort. Bei den einen in Qual, bei den anderen in Freude wie Jesus es in dem Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus andeutet (Lk 16,19ff). Für diejenigen, die Christus nicht angenommen haben, beschreibt die Bibel den Zustand des Wartens auf das endgültige Gericht, oft in Begriffen wie "Hades" oder "Scheol". In 2. Korinther 5,8 schreibt Paulus: "Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim beim Herrn zu sein." Das deutet darauf hin, dass Gläubige gleich nach dem Tod in der Gegenwart des Herrn sind, obwohl in Körper im Gab liegt.
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Uwe Pauly
Deshalb spricht alles dafür, dass Jesus diesem Mann "heute noch" die Gemeinschaft mit ihm im Paradies verspricht (siehe auch Phil 1,23), denn beide werden noch am selben Tag sterben.
Jesus verspricht ihm nichts, was nach unserem Verständnis noch weit in der Zukunft liegt, sondern ein Zusammensein noch an diesem Tag mit ihm in einer anderen Welt.
Total unlogisch und auch praktisch nicht möglich ! Jesus starb am Freitag, wurde in die Gruft gelegt und ist am Sonntag auferstanden. Von daher ist die Übersetzung total sinnfrei.

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Karl-Heinz Vanheiden
Wer sagt denn, dass Jesus dauerhaft im Paradies blieb? Da ist doch nichts unlogisch. Oder was haben Sie für eine Vorstellung vom Paradies? Meinen Sie etwa das der Zeugen Jehovas? Das ist alles andere als biblisch, denn das Paradies des Neuen Testaments gab es laut Bibel in in der unsichtbaren Welt Gottes. Siehe 2. Kor 12,4; Offb 2,7.
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