Als ich auf diese Übersetzung im Internet hingewiesen wurde, war mir zunächst die Bezeichnung FBÜ ein Rätsel. Erst nach einigem Suchen ging mir auf, dass der Übersetzer seinen Namen damit verbunden hatte. Dazu passen auch die drei Sätze in seinem Vorwort, die alle mit „Ich wollte“ beginnen. Er beantwortet damit die Frage, wozu er sich eine eigene Bibel angefertigt hatte.

1. Ich wollte eine Bibel haben, in welcher die sprachlichen Betonungen und Hinweisungen Gottes enthalten sind, also sozusagen nicht Luthers Fettdruck, sondern Gottes Fettdruck zu lesen ist.

2. Ich wollte eine Bibel haben, deren Grundtext weder innere noch äußere Widersprüche und Fehler hat

3. Ich wollte, so weit wie möglich, die Bibel haben, die dem Apostel Johannes seit der Fertigstellung des Neuen Testamentes vorlag.

In einer Datei auf www.leseplatz.de beschreibt der Autor ausführlicher, wie er zu dieser Arbeit kam. Seine Bekehrung verdankte er dem Durchlesen der Bibel, was ein Jahr dauerte und sein Gewissen brennen ließ. Jahre des Kampfes und weiteres Bibellesen folgten bis er Jesus Christus als seinen Herrn und Erlöser annahm. Später stellte er sich die Frage, wie man Mitmenschen die Autorität der Bibel rational vermitteln kann, wo doch die Wahrhaftigkeit und Fehlerlosigkeit der Bibel (davon war er inzwischen überzeugt), überall bestritten wird. So wollte er versuchen, die angeblichen Widersprüche und Fehler zu widerlegen. Aber bald erkannte er, dass das AT nach dem Masoretischen (hebräischen) Text in quasi allen deutschen Bibelübersetzungen tatsächlich Widersprüche enthält. Dann merkte er, dass der wissenschaftliche Grundtext von Nestle-Aland für das NT auch verdorben ist usw. usw.

Zunächst muss man ihn beglückwünschen für seine Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus und zum ganzen Wort Gottes. Allerdings fragt man sich, woher er die letztgenannten „Erkenntnisse“ zu den schlechten Grundtexten der Bibel hatte. Zu solcher Meinung kommt man nicht durch eigenes Bibelstudium, sondern durch entsprechende – einseitige – Literatur. Denn erst nach dieser Indoktrination fing er an, Altgriechisch autodidaktisch zu lernen und stürzte sich in die Arbeit, die schließlich in der FBÜ gipfelte.

Daraus folgte seine Idee (siehe Punkt 2 oben) einen möglichst unfehlbaren Grundtext zu finden, zusammenzustellen und dann zu übersetzen. Er wollte mit seiner Bibel nicht nur verhindern, dass „in der Bibel, die du liest, Einflüsse des Bösen und damit Gift für den Glauben verborgen liegen“, sondern auch verhindern, dass „die Ungläubigen Einfluss auf den Inhalt gehabt haben“, ja sogar verhindern, „ dass Christen, die unkritisch die Irrtümer der Ungläubigen übernommen haben, Einfluss auf den Inhalt gehabt haben.“ (Zitate aus dem Vorwort zu seiner Bibel.) Da fragt man sich, durch welche Bibelübersetzungen er die Kraft des Wortes Gottes damals an sich selbst erfuhr, wenn die doch alle so bedenklich sind.

Zu alldem passt auch der 95-seitige (!) Anhang unter dem Titel: Argumente für die FBÜ. Dort gibt der Autor zunächst Auskunft über die Grundtexte, hauptsächlich solche, die er ablehnt. Er favorisiert für das Alte Testament und das Neue Testament den sogenannten byzantinischen Texttyp. Das heißt, er übersetzt das AT hauptsächlich aus einer griechischen Übersetzung des AT, und nicht aus dem hebräisch/aramäischen Grundtext, weil der angeblich durch die Pharisäer verdorben worden wäre. Im Vorwort zur Bibel schreibt er dazu: „Der Grundtext für das Alte Testament ist eine eigene Rekonstruktion auf Basis des Textzeugen-Apparates aus ‚Vetus Testamentum Graecum cum variis Lectionibus‘ von Holmes und Parsons.“ (kursiv von mir)

Im Anhang folgt Allgemeines zu den Übersetzungsweisen. Dabei favorisiert der Autor seine eigene „Inspirationsbewahrende Übersetzungsmethode“, die noch über eine wortgetreue Übersetzung hinausgeht und auch „inspirierte Eigenschaften des Originals“ zum Beispiel Betonungen enthält. Die restlichen 63 Seiten enthalten Kommentare zu bestimmten Bibelabschnitten, in denen er seinen Grundtext der FBÜ als „glaubwürdig fehlerfrei“ gegenüber allen anderen hervorhebt.

Die Anordnung der biblischen Bücher in Fottelers Bibel folgt im AT nicht den deutschen Bibeln, sondern dem jüdischen Tanach. Im NT entsprechen nur die Geschichtsbücher und die Offenbarung der üblichen Reihenfolge.

Fazit: Eine sehr eigenwillige Arbeit die hauptsächlich den byzantinischen Texten folgt. Das heißt im AT eine Übersetzung aus einer anderen Übersetzung, nämlich der Septuaginta, die in einzelnen Stellen dem Inspirationsverständnis des Übersetzers angepasst wird. Gut gemeint, aber fragwürdig, weil geringe Unterschiede in den Grundtexten riesig aufgebauscht und durch Anhänger des Autors unnötigen Streit unter Christen erzeugen.

 

 

R Imming
Kürzlich lernte ich, dass die allerersten Ausgaben des "Septembertestam ent" keinerlei Namenshinweis auf Luther hatten. Auf meine Nachfrage beim Referenten, warum dies so war, antwortete er treffend und kurz: "Luther war ja nicht der Autor, sondern nur der Übersetzer."
Im übrigen erinnert mich das Projekt sprachlich und im Kontext irgendwie an die Dabhar-Übersetzung von FH Baader.

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Wulf Bingel
Gut, dass ein wissender, kenntnisreicher Übersetzer eine tendenziöse Übersetzung analysiert hat.
Puh - was ein Vertreter der eigenwilligen "Only I am right" - Bewegung wieder einmal in die Welt gesetzt hat.

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