Im Jahr 2010 hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland eine erneute Durchsicht der Lutherbibel beschlossen. Veränderungen des Luthertextes sollen aber nur da vorgenommen werden, wo sie aufgrund neuer Erkenntnisse der Exegese und Textforschung zwingend geboten seien. Darunter verstehen die meisten der beteiligten Theologen zum Beispiel die Änderung des Textes von Jes 7,14: Siehe eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.

Aus der »Jungfrau« wird in der Luther Bibel 2017 dann wohl eine »junge Frau« werden. Damit hätte sich aber sowohl die LXX in ihrer Übersetzung geirrt als auch Matthäus. Jener hätte sogar einen besonders dummen Fehler gemacht. Denn erstens hätte er den Jesaja-Text nicht richtig verstanden und zweitens auch noch ausdrücklich behauptet, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger geworden sei (Mt 1,20-23). Professor Betz, ein weltweit geachteter Judaist, stellte dagegen fest: »Das seltene Wort almah meint eben nicht die verheiratete junge Frau, sondern das heiratsfähige junge Mädchen, das noch Jungfrau ist (virgo matura). In der Bibel wird Rebekka so bezeichnet, als sie dem Brautwerber Eliezer begegnete (1. Mose 24,43), oder die Schwester Moses, als sie ihren kleinen Bruder in einem Kästchen dem Nil anvertraute (2. Mose 2,8).« 

Nachtrag: Inzwischen ist diese Lutherbibel erschienen und hat "Jungfrau" stehen gelassen. Allerdings erscheint in der Fußnote, dass es mit "junge Frau" übersetzt werden müsste. Und wenn man dann im Anhang der Bibel unter diesem Stichwort nachschaut findet man die volle bibelkritische Interpretation der Jungfrauengeburt.

Ansonsten soll wieder auf Wendungen der ersten Lutherübersetzung von 1545 zurückgegriffen werden. So wird der Hirsch in Psalm 42 wieder nach frischem Wasser »schreien«, wo er in der 1984er- Ausgabe nur danach »lechzte«. An solchen Stellen scheint man allerdings den Luther-Liebhabern zu sehr aufs Maul zu schauen, denn ein Hirsch »schreit« weder im Hebräischen noch im Deutschen. Wie dem auch sei: Man will Unschärfen aus der Revision von 1984 beheben und möglichst jede Veränderung des den Gemeinden vertrauten Klangs der Lutherbibel vermeiden.

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