Franz Eugen Schlachter, Prediger bei der Evangelischen Gesellschaft, Reiseevangelist, Redakteur und Schriftsteller hatte die biblischen Sprachen studiert und war überzeugt von der göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift.

Er fand aber, dass  die vorhandenen Ãœbersetzungen, besonders die von Luther und Zwingli inzwischen sprachlich überaltert und in wenig praktischen Formaten zu erhalten waren. Er wünschte sich eine Taschenbibel, die man überall mitnehmen konnte und so immer zur Hand hatte. Dazu sollte der Text in einer kommunikativen Sprache formuliert sein, die jeder leicht verstehen konnte, die aber dennoch den Grundtext genau wiedergab.

So entstand das Projekt der Miniaturbibel im Format 11 x 17 cm mit einer Stärke von nur 12 Millimetern. Er wollte auch nicht, dass der Text versweise abgehackt erscheint, sondern in intelligente Sinnabschnitte gesetzt würde. Der Schlüsseltext jedes Abschnitts sollte durch gesprerrte Schrift hervorgehoben werden.

Schon 1893 erschien ein Vorabdruck  des  Buches  Hiob  als  dem schwierigsten Stück des Alten Testamentes . Ab 1901 wurden Einzelhefte  im  definierten Format geliefert bis zum Erscheinen der kompletten Miniaturbibel im November 1905.

1905 konnte die Miniaturbibel erscheinen. Auf dem Titelblatt ist vermerkt, dass sie »nach dem Urtext und mit Berücksichtigung der besten Übersetzungen« erstellt wurde. Im Vorwort zur ersten Auflage schrieb Schlachter außerdem:

Die in dieser Bibelausgabe gebotene Übersetzung ist derart, dass dem Leser der wirkliche Sinn des Urtextes vermittelt wird, soweit derselbe bis jetzt überhaupt durch die Arbeit der gelehrten Forscher zu ermitteln war.

Schlachter hatte keine Berührungsängste mit der Textforschung. Bei seiner Arbeit schätzte er sehr die inzwischen erschienene Elberfelder Bibel in ihrer Genauigkeit. Dennoch wollte er das Wort Gottes in einer flüssigeren Sprache ausgedrückt haben. Das ist ihm gut gelungen.

Nach dem Heimgang des Übersetzers 1911 übernahm die Privilegierte Württembergische Bibelanstalt den Text und ließ ihn von zwei Schweizer Pfarrern einer gründlichen Durchsicht unterziehen. Diese versahen das Alte Testament mit einem zehn und das Neue Testament mit einem siebenseitigen Nachtrag, in dem sie ausdrücklich auf andere Lesarten bzw. Übersetzungsmöglichkeiten verwiesen, die sie schon im Text mit einem Stern kennzeichneten.

1918 erschien die Miniaturbibel in dieser neuen Fassung.

1951 erschien noch einmal eine Bearbeitung der Fassung Schlachters von 1905, diesmal in lateinischer Schrift von der Genfer Bibelgesellschaft herausgegeben. In ihr ging es hauptsächlich um eine sprachliche Glättung des Textes. Die Endnoten wurden jetzt als Fußnoten gesetzt und ihre Zahl stark verringert. Sie verbreitete sich weiter im ganzen deutschsprachigen Bereich.

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