Untersuchen wir zuerst die Schriftstellen zur Widerlegung der NAK-Lehre. Dann werfen wir einen Blick auf die Quellen dieser Lehre und untersuchen drittens die verquere Auslegung von Schriftstellen durch die NAK.

Die biblische Widerlegung

Wir beginnen mit den Aussagen im Johannes-Evangelium:

Joh 3:17-18 Gott hat seinen Sohn ja nicht in die Welt geschickt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. Wer ihm vertraut, wird nicht verurteilt, wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist der eine und einzigartige Sohn Gottes. NeÜ

Gemeint ist mit „verurteilen“ (V. 17) eindeutig das Verdammungsurteil Gottes. Dazu hat Gott seinen Sohn aber nicht in die Welt geschickt, sondern er wollte sie durch ihn retten. Die Rettung hängt allein an Jesus Christus und dem Glauben an ihn. Wer diesen Glauben zu seinen Lebzeiten verweigert, hat sich selbst dem Verdammungsurteil ausgeliefert (V. 18). Das wird noch einmal am Schluss des Kapitels bestätigt.

Joh 3,36: Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Wer dem Sohn aber nicht glauben will, wird das Leben nicht sehen. Gottes Zorn bleibt dann auf ihm. NeÜ

Dem Zorn Gottes kann man nur durch den Glauben an Jesus Christus entkommen. Im ganzen Evangelium gibt es nicht die leiseste Andeutung, dass nach dem physischen Tod noch eine Rettung stattfinden könnte.

Joh 5,28-29: Ihr müsst euch darüber nicht wundern, denn es wird die Stunde kommen, in der alle Toten in den Gräbern seine Stimme hören und herauskommen werden. Für die, die das Gute getan haben, ist es die Auferstehung ins Leben, und für die, die das Böse getan haben, die Auferstehung ins Gericht. NeÜ

Wer gestorben ist, hat keine Möglichkeit mehr, sich zu entscheiden. Es folgt nur noch die Auferstehung ins Leben oder die ins Gericht. Und Jesus Christus hat die Macht, Gericht zu halten und das Urteil zu vollstrecken (V. 27).

Das bestätigt auch der Römerbrief. Hier werden Lebende ermahnt, die denken, sie könnten dem Gericht Gottes entkommen, weil sie andere verdammen, die Böses tun, obwohl sie genau dasselbe machen.

Röm 2,4-5: Oder verachtest du etwa seine große Güte, Nachsicht und Geduld? Begreifst du denn nicht, dass er dich mit seiner Güte zur Umkehr bringen will? Doch du bist starrsinnig und nicht bereit, deine Einstellung zu ändern. So lädst du dir selbst immer mehr Zorn auf – bis zum Tag des Zorns. An diesem Tag wird offenbar, dass Gottes Urteil gerecht ist. NeÜ

Schließlich ebenfalls und sehr deutlich der Hebräerbrief:

Und so, wie jeder Mensch einmal sterben muss und dann vor Gericht gestellt wird, so wurde auch der Messias einmal geopfert, um sich die Sünden von vielen aufzuladen. Wenn er dann zum zweiten Mal erscheint, kommt er nicht mehr wegen der Sünde, sondern wird denen die endgültige Rettung bringen, die auf ihn warten. (Heb 9,27-28 NeÜ)

Nach dem Sterben folgt das Gericht und keine Evangelisation durch andere Seelen.

Die Quellen dieser NAK-Lehre

Die Lehre vom „Entschlafenenwesen“ wird seit dem 19. Jahrhundert publiziert, will aber aus der Bibel abgeleitet sein. Doch die wichtigste Quelle dafür ist ein Buch über die Makkabäerzeit (um 150 v.Chr.), das nicht zu den inspirierten Büchern der Bibel gezählt wird. Interessanterweise wird gerade in diesem Buch (2Makk 2,13-15) angedeutet, dass der biblische Kanon des Alten Testaments im Prinzip schon abgeschlossen war. Jedenfalls wird dort über Judas Makkabäus berichtet:

Wenn er nicht erwartet hätte, dass die Gefallenen auferstehen würden, so wäre es überflüssig, ja töricht gewesen, für Tote zu bitten. Sodann aber bedachte er auch, dass denen, die als fromme Leute entschlafen, die herrlichste Gnadengabe bereitet ist. Das ist ein frommer und heiliger Gedanke. Darum hat er auch für diese Toten ein Sühnopfer dargebracht, damit sie von ihrer Sünde erlöst würden. (2Makk 12,44-45 LUT17)

Dazu werden von der NAK noch einige schwierige neutestamentliche Stellen herangezogen, die sehr unterschiedlich gedeutet werden können. Siehe unten.

Der „Entschlafenengottesdienst“ gehört zu den Höhepunkten im Kirchenjahr der NAK. Er wird dreimal jährlich gefeiert. Wenn sogenannte Stamm- und Bezirksapostel anwesend sind, vollziehen diese dabei die Wassertaufe und die Versiegelung an Toten. Die Handlungen werden stellvertretend an zwei priesterlichen Amtsträgern durchgeführt.

In allen anderen Gemeinden spricht der jeweilige Leiter des Gottesdienstes nach dem Abendmahl ein besonderes Gebet für die Entschlafenen. Es enthält Dank für Christi Gnade und die Bitte um göttliche Hilfe für alle unerlösten Seelen. Jeder Besucher des Gottesdienstes ist aufgefordert, sich auf dieses Ereignis innerlich vorzubereiten und ebenso im Gebet für die Toten einzutreten.

Um die Korrektheit dieser Glaubenspraxis zu stützen, wird oft von Träumen und Visionen der Gläubigen, als Beispiele für die Wirksamkeit und das Verlangen der Seelen in der Ewigkeit, in den Gottesdiensten berichtet.

Eigenartige Auslegungen schwieriger Stellen im NT

Gerade das ist typisch für sektiererische Lehren. Sie legen fest, was hier gemeint ist, ohne andere Auslegungen zu erwähnen oder den unmittelbaren biblischen Zusammenhang zu beachten.

Eph 4,11-13: Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten. Er gab Evangelisten, Hirten und Lehrer, damit sie die, die Gott geheiligt hat, zum Dienst ausrüsten und so der Leib des Christus aufgebaut wird mit dem Ziel, dass wir alle die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes erreichen; dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt. NeÜ

Weil es um den Leib des Christus geht, schließt die NAK, dass sowohl im Diesseits als auch im Jenseits, das Evangelium gepredigt wird. Davon ist hier aber keine Rede.

1.Kor 15,29-31: Was haben sonst die davon, die sogar die Todestaufe auf sich nehmen? Wenn Tote überhaupt nicht auferweckt werden, warum sind die Gläubigen dann zu dieser Taufe bereit? Und warum sind auch wir stündlich in Gefahr? Täglich sehe ich dem Tod ins Auge, Geschwister; das ist die Wahrheit. NeÜ

Wörtlich: Sich in Bezug auf die Toten taufen lassen. Gemeint ist wahrscheinlich das Martyrium. Das passt am besten in den direkten Zusammenhang, und auch Jesus hat den Begriff Taufe so gebraucht (Lukas 12,50; Markus 10,39). – Die NAK schließt hieraus aber, dass man die Taufe an einem Amtsträger vollziehen soll, damit ein Verstorbener so auch die Glaubenstaufe erlangt.

1.Pet 3,19-20: In diesem Geist hatte er auch schon den ‹in der Sünde› gefangenen Geistern gepredigt, die zur Zeit Noahs ungehorsam waren. Damals wartete Gott geduldig, bis Noah die Arche fertig gebaut hatte. Doch nur acht Menschen wurden ‹in der Arche› durch das Wasser ‹der Sintflut› hindurch gerettet. NeÜ

Vers 20 legt nahe, dass es sich dabei nicht um Totengeister, sondern um lebende Menschen handelte, denen Christus durch seinen Heiligen Geist predigte. Das tat er offenbar so, wie es auch heute geschieht, durch Menschen. Noah war allerdings der Einzige, der damals Gottes Gnade gefunden hatte, und er konnte auch nur seine eigene Familie retten. – Wenn (nach anderem Verständnis) Christus wirklich im Totenreich gepredigt hätte, vielleicht in den Tagen zwischen Karfreitag und Ostern, weshalb schließt die NAK daraus, dass dies irgendwelche gläubige Seelen eben auch tun dürften? Und warum ist es nötig für diese zu beten?

1.Pet 4,6: Denn aus diesem Grund ist die Rettungsbotschaft auch denen gepredigt worden, die inzwischen gestorben sind, damit sie wie Gott im Geist leben, obwohl ihr Körper wie bei allen Menschen mit dem Tod bestraft werden musste. NeÜ

1Pt 4,6 LUT: Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise leben im Geist.

Welche Toten sind hier gemeint? Sollen die, von denen V. 3-5 spricht tatsächlich eine zweite Chance bekommen? Dann hätte es doch keinen Sinn, sich im jetzigen Leben schon zu bekehren. Dann wäre es viel bequemer, sich weiterhin allen Ausschweifungen hinzugeben. Nein, solch eine Auslegung passt nicht in den Zusammenhang.

Das Evangelium soll und wird nur Lebenden verkündigt. Deshalb ist die Wiedergabe der NeÜ sinngenauer, denn das ist offenbar gemeint. Gerade auch die, die wegen ihres Glaubens den Märtyrertod gestorben sind, leben nun wie Gott im Geist.

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