Eine Haltung, die gegen die Berechtigung jedes Gesetzes gerichtet ist. In der Theologie bezeichnet es die Auffassung, mit dem Kommen des Evangeliums habe die Verpflichtung des Sittengesetzes für Christen aufgehört.

In der Reformationszeit vertrat Johannes Agricola (1530-1590) in seinen Thesen, dass man nicht mehr über das Gesetz zu predigen habe, weil es seit dem Erscheinen von Jesus Christus jede geistliche Funktion verloren hat. Er lehrte: „Das mosaische Gesetz ist nicht Diener und Wegbereiter des Evangeliums, sondern ein erster, nicht zum Ziel führender, durch das Evangelium überholter Ansatz des Heilsweges.“ Nicht die Drohung des Gerichts, sondern der erschütternde Eindruck der Liebe Gottes in Christus führt zu Buße und Glauben.