Hier ein Teil des 40. Kapitels aus dem Projekt "Bibel lesen und die Welt verstehen".

 

Durch die Sintflut wurden alle Arten der Vögel, der Land- und Kriechtiere und alle Menschen auf der Erde vernichtet. Es blieben nur die wenigen Individuen übrig, die in der Arche überlebten. Nach der Flut vermehrten sich alle wieder und füllten die Erde. Solch eine extreme Reduktion einer großen Population[3] durch eine Katastrophe nennt man ein Flaschenhalsereignis. Aus wenigen Individuen entsteht praktisch wieder eine neue Population.

Auch die Evolutionsbiologie rechnet mit solchen Flaschenhalsereignissen. Die Frage ist immer nur wie es weitergeht. Denn in der Populationsgenetik wurde ursprünglich angenommen, dass es durch den Flaschenhals zu einer starken genetischen Verarmung der Art kommt. Inzwischen ist aber bekannt, dass nur wenig von der zuvor vorhandenen Variabilität verlorengeht, wenn der Flaschenhals nur eine Generation lang dauert.

Bleiben wir bei der Familie Noahs, also bei den acht Menschen. Sie waren aus der Ursprungspopulation übriggeblieben und sind nun die Gründerindividuen für eine neue Population.

Jetzt entsteht aber die Frage, wie es sein kann, dass aus einer Population mehrere neue Populationen entstehen, in denen sich alle Individuen dauerhaft von der ursprünglichen unterscheiden z.B. durch die Hautfarbe (Jer 13,23). Hier ist vieles noch ungeklärt, aber dass es Menschenrassen gibt, ist unbestritten.

Ellka Five Races gemeinfrei kleinIn diesem Zusammenhang macht der Begriff „Rasse“ Probleme. Die Verwendung des Wortes ist seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen. Gebräuchlicher wurde es im 15. Jahrhundert. Inzwischen ist das Wort jedoch in Misskredit geraten. Tatsächlich hatte „Rasse“ seit jeher eine wertende Komponente. Zu gern stellte man die eigene Rasse über eine andere. In der gesellschaftlichen Diskussion heute spielen die abgeleiteten Begriffe „Rassismus“ und „Rassist“ eine große Rolle. Damit werden allerdings Menschen der eigenen Hautfarbe stigmatisiert und somit abwertet. Niemals sollte ein Mensch sich über andere erheben.  

Deshalb bleibt über allem die biblische Wahrheit: Der Mensch ist Mensch von Anfang an und erhielt seine Würde von Gott, der ihn geschaffen hat.

In diesem Zusammenhang formuliert unser Grundgesetz in Artikel 1 Absatz 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und in  Artikel 3 Absatz 3: „Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“

Nun ist die Unterscheidung von Menschen aufgrund äußerer Merkmale wie Hautfarbe, Kraushaar, Lidfalte, Augenform usw. sehr schwierig. Außerdem sind solche Rassensystematiken keineswegs widerspruchsfrei. Die Anzahl der unterschiedenen Rassen reicht dabei von 3 bis über 200. Hier hilft uns auch die Genetik nicht weiter, denn die genetischen Unterschiede zwischen zwei beliebigen Menschen auf der ganzen Welt sind gering, egal zu welcher Rasse sie gehören. Und auf diesem Weg findet man auch keine klaren Grenzen.

Trotzdem bleibt die Frage, wie aus Noahs Familie die verschiedenen Menschenrassen entstehen konnten, deren typische Merkmale dann immer weitervererbt wurden. Wie konnten zum Beispiel die verschiedenen Hautfarben der Menschen entstehen und dauerhaft in einer neuen Population erhalten bleiben. Dabei ist bemerkenswert, dass Vertreter der Evolutionslehre genau die gleichen Probleme haben, um die Entstehung von Rassen zu erklären. Denn sie nehmen auch nicht an, dass sich die verschiedenen Menschengruppen aus verschiedenen Tiergruppen entwickelt hätten, sondern dass alle Menschenrassen letztlich denselben Ursprung haben.

Flaschenhalsereignis

Aus biblischer Sicht können wir davon ausgehen, dass bei der Schöpfung eine große Vielfalt angelegt war. Also in der ursprünglichen menschlichen Population waren bereits die genetischen Anlagen für verschiedene Hautfarben, Augenfarben oder andere Unterschiede vorhanden. Durch den kurzen Flaschenhals der Sintflut ging nicht viel davon verloren. So kann man die Entstehung der vielen Menschentypen und Hautfarben wenigstens grundsätzlich verstehen.

Die drei Beispiele von Menschengruppen in der Grafik können nicht direkt den einzelnen Söhnen Noahs zugeordnet werden. Außerdem lässt die Bibel vermuten, dass es nach der Sintflut (dem Flaschenhalsereignis) für mindestens 100 Jahre nur eine Kulturgruppe und Sprache gab. Das änderte sich erst mit der Sprachverwirrung nach dem Turmbau von Babel. Jetzt konnten die verschiedenen Sprachgruppen nicht mehr miteinander kommunizieren und einander vertrauen. Sie entfernten sich voneinander und besiedelten verschiedene Weltgegenden. Die in der Grafik eingefügten Zeichnungen fossiler menschlicher Schädel können aus biblischer Sicht zu Gruppen von Altrassen gehört haben, die aber wie die Neandertaler ausgestorben sind.

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[1] Das Gebiet des heutigen Armenien und Georgien, also die Gegend, in der die Arche landete, gilt bis heute als Ursprungsland des Weins (https://de.wikipedia.org/wiki/Wein).

[2] Zur Nacktheit siehe auch S. 24 und 34f. (Kapitel 16 und 21)

[3] Population im biologischen Sinn wird definiert als Gesamtzahl der Individuen einer bestimmten Art auf einer bestimmten Fläche.

Bildquellen
Fünf Rassen: G. Ellka - Dresden : C.C. Meinhold und Söhne [1], Gemeinfrei. 
Grafik:  R. Junker, Stammt der Mensch von Adam ab?
Wolfgang Lindemeyer
Dazu möchte ich gerne auf folgenden Beitrag hinweisen der indirekt eine Antwort gibt: https://www.gotteswunderwerke.de/geschaffen-nach-ihrer-art/
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Steffen
Hallo, Sie haben im Text eigentlich schon die Haupt-Antwort gegeben:
"Inzwischen ist aber bekannt, dass nur wenig von der zuvor vorhandenen Variabilität verlorengeht, wenn der Flaschenhals nur eine Generation lang dauert." Dies könnten Sie ruhig noch etwas ausmalen: viele Merkmale überspringe n oft eine Generation (oder 2) - in den Enkeln sieht man oft Merkmale der Großeltern, nicht der Eltern.
Weiter schreiben Sie: "Also in der ursprünglichen menschlichen Population waren bereits die genetischen Anlagen für verschiedene Hautfarben, Augenfarben oder andere Unterschiede vorhanden. ..."
Ich denke, dass die Söhne Noahs und ihre Familien schon unterschiedlich waren. Nach dem Durcheinander nach dem Turmbau ist es logisch, dass sich Menschen zusammentun, die ähnliche Merkmale haben. Wenn ich niemand mehr verstehe, suche ich mir wenigstens Freunde, die durch gleiche Äußerlichkei ten ähnliche Erfahrungen/Ablehnungen gemacht haben. Viele Grüße Steffen

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