Frage: "Johannes 3,9+10. Woher sollte Nikodemus wissen, wie eine Wiedergeburt geschieht? Mir ist im AT kein diesbezüglicher Hinweis bekannt. Den Vers 10 fasse ich als Vorwurf auf oder klingt das nur so?"

Als Nikodemus zu Jesus kam, sagte er zu ihm: "Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, den Gott uns geschickt hat, denn deine Wunderzeichen beweisen, dass Gott mit dir ist."

Jesus bescheinigte Nikodemus im Lauf des Gesprächs, einer der hervorragendsten Lehrer seiner Zeit zu sein. Trotzdem musste er ihn tadeln, weil er das Einfachste und Dringendste der messianischen Zeit noch nicht erkannt hatte: den Messias selbst.

Nikodemus sollte begreifen, dass Jesus der Messias ist, der die Wiedergeburt des Menschen und auch den Heiligen Geist vermitteln kann. Die Jünger von Jesus glaubten das.

Außerdem hatten die alttestamentlichen Propheten durchaus von dem neuen Zeitalter des Geistes gesprochen, zum Beispiel: Jes 32,15; Hes 36,25-27; Joel 3,1-2. Nikodemus hätte auch wissen können, wie Gott in seiner Gnade jemandem ein neues Herz geben kann (1Sam 10,6; Jer 31,33). Anscheinend hatten die Schriftgelehrten über diese Einzelheiten doch nicht so gründlich nachgedacht.

Schließlich führte Jesus das Gespräch mit einer ganz ähnlichen Formulierung weiter wie Nikodemus am Anfang:
"Ja, ich versichere dir: Wir reden von dem, was wir kennen. Und was wir bezeugen, haben wir gesehen. Doch ihr nehmt unsere Worte nicht ernst." (Joh 3,11)

Wen meinte Jesus mit dem „wir“? Vielleicht die alttestamentlichen Propheten und sich, oder sich und seine Jünger? Vielleicht schloss er sich mit allen Boten Gottes zusammen gegen die Schriftgelehrten seiner Zeit (Joh 3,12-13). Und es kommt unbedingt darauf an, ihm zu glauben, dem Menschensohn, der aus dem Himmel herabgekommen ist.