Im Winter 1854/55 begannen John Nelson Darby, Julius Anton von Posek und Carl Brockhaus in Elberfeld mit einer neuen Übersetzung des Neuen Testaments. Schon im Jahr 1855 konnte das Neue Testament im Kommissionsverlag Carl Brockhaus in Elberfeld herausgegeben werden: "Neue Uebersetzung des zweiten Theiles der Heiligen Schrift genannt Neues Testament. Aus dem Urtext übersetzt von einigen Christen."
Im Vorwort zur ersten Auflage des Neuen Testaments geben sie Rechenschaft über ihre Arbeit:
Durch die Herausgabe einer neuen Uebersetzung giebt man zu verstehen, dass man mit den vorhandenen nicht zufrieden ist.
Sie wollten aber nicht die Mängel der Arbeit anderer herausstellen, sondern dem offensichtlichen Bedürfnis der Zeit gerecht werden.
Als Gott zu Anfang des 16. Jahrhunderts sein Licht vor den Augen der in tiefer Finsterniß versunkenen Welt hervorbrechen ließ, ward besonders Martin Luther von ihm als Werkzeug ausersehen, die Wahrheit in Deutschland zu verbreiten ... Während die Wirksamkeit des Heiligen Geistes vor dreihundert Jahren dahin ging, die Fundamente der durch eine unzählige Menge menschlicher Satzungen und Überlieferungen verhüllten Wahrheit wieder aufzudecken und für dieses Werk die Uebersetzung von Luther als ein schätzbares Mittel segnete, ist er in der Jetztzeit thätig, anderen Bedürfnissen zu entsprechen.
Man wollte jetzt "nicht nur einige, unbedingt zur Seligkeit erforderliche Wahrheiten", sondern die ganze Wahrheit Gottes verstehen lernen. Und dazu brauchte man nach Überzeugung der Brüder eine "möglichst treue Darstellung des Urtextes",
da wir mit vollkommener Ueberzeugung die göttliche Eingebung der heiligen Schrift glauben als die Offenbarung der unendlichen Weisheit Gottes und den Ausdruck seines gnadenreichen Charakters in Jesu Christo.
Sie übersetzten nach dem Urtext, benutzten aber auch andere deutsche, holländische und englische Übersetzungen. Ihr Ziel war es,
"dem der griechischen Sprache unkundigen Leser die Gelegenheit verschaffen, von der Frucht der Mühe der Gelehrten genießen zu können".
Anschließend beschreiben sie in kurzen Zügen die Geschichte des griechischen Textes, angefangen bei dem Werk des Kardinals Ximénes, als der ersten gedruckten Ausgabe. Dann erwähnen sie das kleinere Werk des Erasmus, das schon zwei Jahre vor dieser Arbeit veröffentlicht worden war und meinen, Erasmus habe nur unvollkommene Dokumente, in Bezug auf die Offenbarung sogar "nur ein einziges schlechtes Manuskript benutzen" können,
dem sogar ein Theil am Ende fehlte, so daß er, um dennoch sein Werk zu vollenden, sich gezwungen sah, das Fehlende durch Übersetzung aus der Vulgata in das Griechische zu ergänzen ..., während man in unsren Tagen 93 Manuscripte von diesem Buche, von denen drei sehr alt sind, nachschlagen kann. (Jetzt auch noch das sehr alte sinaitische Manuscript)
In ihrem Abriss der Geschichte der Textforschung erwähnen sie dann das Werk des Stephanus, der 13 Manuskripte vergleichen konnte, die Ausgabe Bezas und die in Holland erschienene Ausgabe, bei der "man sich erkühnte, ihr den Titel: Textus ab omnibus receptus" zu geben. "Der fromme und gelehrte Bengel in Deutschland bemühte sich, einen genauern Text durch eine weitere Untersuchung zu erlangen." Weitere Gelehrte waren Mill, Wetstein, Griesbach, Tischendorf und Lachmann und andere, deren Untersuchungen es zu verdanken sei, dass "wir anstatt jener dreizehn Manuscripte, welchen man sich ... nicht ganz zu vertrauen wagt, jetzt ... etwa sechshundert besitzen."
Die Brüder waren überzeugt, dass diese 600 Manuskripte durch die Vorsehung Gottes nun verfügbar waren.
Gott sei Dank! Das schlechteste und mit großer Nachlässigkeit geschriebene Manuscript enthält die ganze Wahrheit und alles, was nöthig ist, unverfälscht, und die Fehler, die sich durch Nachschreiben eingeschlichen haben, sind durch Vergleichung einer so großen Anzahl beinahe alle beseitigt ...
Wir haben keinen Grund gefunden, den Lesern die Übersetzung eines unvollkommenen, auf wenig bekannten Manuscripten gegründeten Textes, anstatt eines solchen zu geben, den die mühevolle Sorge der Nachsuchung in möglichster Genauigkeit gebildet hat, und der daher der Vollkommenheit am nächsten liegt.
Ihre Vorgehensweise bei der Übersetzung beschreiben sie so:
Da, wo die Gelehrten, nachdem sie zur Erreichung eines genauen Textes die vielen Manuscripte verglichen und alle anderen vorhandenen Mittel benutzt haben, in Betreff der Lesart einstimmig waren, sind wir ihnen gefolgt ... Nur da, wo man in Betreff der Veränderungen in der Lesart unschlüssig war, übersetzen wir nach dem Textus receptus.
Unser Ziel war stets Genauigkeit, und wir haben daher, wie schon bemerkt, unter Benutzung mehrerer Übersetzungen, um passende Ausdrücke zu finden und die Kraft betreffender Stellen zu begreifen, ausschließlich von Anfang bis zu Ende nach dem griechischen Urtext übersetzt.
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